Viele meinen, ein kurzes Gedicht sei leichter zu analysieren als ein langes. Ganz falsch! Es ist, werte Leser, sogar umgekehrt: Denn was der Dichter hier im wahrsten Sinne des Wortes „verdichtet“, geht in seiner Bedeutung ja weit über das hinaus, was in den knappen Zeilen steckt. So weit, so selbstverständlich. Verehrte Leserinnen und Leser, nachdem ich mich Ihnen am Mittwoch vorgestellt habe, möchte ich heute zum ersten Mal mit Ihnen in die Tiefen der Gedichtinterpretation einsteigen. Lassen wir zunächst den Dichter zu Wort kommen. Alltagsgedicht (v 2004) Die gelblichen Fliesen verheißen heuchelnd Einen freudebringenden Tag. Doch der Spiegel verweigert vehement Jede Anteilnahme an dieser Gemütslage. Harte Worte, so denkt man. Sehen wir mal genauer hin. Zunächst wird Ihnen aufgefallen sein, dass sich dieses Gedicht nicht reimt. Muss es nämlich entgegen landläufigen Meinungen nicht! Was fällt uns noch auf (also eigentlich ja nur mir, oder zumindest weiß ich nicht, was Ihnen ...