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Es werden Posts vom 2024 angezeigt.

Ritt ins Blau | „Weihnachten – eine Kulturgeschichte“ – Beobachtungen

  Ein Jahr ist es her, dass meine gute Freundin Norma und ich zusammen in unserem Lieblings-Weinlokal saßen. Wir tranken einen spritzigen Grauburgunder, aßen Grissini und sprachen über dies und jenes. Es war eine entspannte Stimmung. Irgendwann begannen wir, über unsere Arbeit zu reden. Ich erzählte von einem aktuellen Essay-Band-Projekt mit dem Arbeitstitel „Liebesmensch“, während sie über ihre Ideenlosigkeit klagte. Sie habe einfach keinen Einfall für das Buchprojekt, das sie seit Wochen plane. In Anbetracht des Zeitpunktes unseres Treffens, es war Mitte Dezember, schlug ich ihr vor, etwas über Weihnachten zu schreiben. Keine Sekunde verging, da rief sie: „Das mache ich, Fabian!“ Sie hatte sofort Ideen zum Buch. Durchs Land fahren wolle sie, die Menschen in verschiedenen Regionen und ihre Traditionen portraitieren. Wir bestellten einen Champagner und prosteten einander zu auf diese herrliche Idee. „Ein Jahr Zeit habe ich, nächstes Weihnachten soll das Buch erschienen“, sagte sie....

Die Geschichte von Winseln an der Stuthe

  Das schöne Winseln an der Stuthe – keine 15 Autominuten von Rotzbach an der Lerch entfernt und im bezaubernden Schwalmachtal gelegen, besticht es durch eine barocke Dorfkirche mit einer von nur noch drei erhaltenen Bontempi-Rhythmus-Orgeln. Der Marktplatz wird gesäumt von einer drei Meter hohen Hecke, so daß er nicht betreten werden kann und daher immer noch gut erhalten ist. Daß die Stadt ihre Einzigartigkeit bewahrt hat, liegt nur am Kompetenzstreit zweier Nationalsozialisten. Um das zu verstehen, springen wir ins Jahr 1943, am 5. Oktober, als zwei Männer im Rathaus an die Tür zum Arbeitszimmer des Bürgermeisters Hertwig Ortlieb klopften. „Herein!“, brummte Ortlieb. Zwei Männer in brauner Uniform traten herein, ein junger und ein älterer. Der junge rief beim Eintreten: „HEITLER!“ Ortlieb, Bürgermeister der 200-Seelen-Gemeinde Winseln an der Stuthe, hatte ihn nicht verstanden. „wie bitte?“, rief er dem jungen Mann zu. Dieser rief zurück: „HEIEL HITTLERR!“ „Mensch, ...

In eigener Sache

 Liebe Leserinnen und Leser! Es ist ein herrlicher Oktobertag. Die Sonne kämpft sich furchtlos durch den wolkenverhangenen Himmel auf die Erdoberfläche, wo sie die letzten noch lebenden Pflänzlein des Jahres in den Herbst verabschiedet. „Danke Sonne, super! Bis nächstes Jahr“, sagen sie, verwelken, zerfallen und werden zu Insektenfutter – das ist der immer wiederkehrende Lauf des Jahres.             Auch Der KREM spielt das Spiel der Wiederholungen, und zwar seit 11 Jahren. Immer wieder die gleichen Abläufe – Recherchieren, Texte schreiben, veröffentlichen. So und nicht anders muss es in einer modernen Redaktion laufen. So und nicht anders. Dabei sind die Chefredakteure Fahrenschon und Teusche das Herz des KREMs. Wenn sie die RedakteurInnen nicht im Sekundentakt mit frischem Blut versorgen, dann funktioniert nichts mehr.    Neben der Versorgung mit Blut geben sie die Blattlinie vor. Es ist die Philosophie, die pol...

Der Vorabend der Tiere

  Sandro, der Eichelhäher, war entsetzt: Seine Frau hatte ihn betrogen mit Sandro, einem anderen Eichelhäher! Leider hießen alle Männer Sandro, denn Namen dienen Eichelhähern nicht zur Unter­scheidung, sondern als schlichte Anredemöglichkeit. Er hatte sie auf frischer Tat ertappt. Kaum am Astloch angekommen, machte er auf dem Absatz kehrt und flog, noch halb im Schock, auf den nächstgelegenen Ast. Seine Frau Nicole (auch hier das gleiche Spiel mit den Namen) kam ihm hinterhergeflogen. „Sandro … Du mußt es verstehen … Er hat einfach ein prächtigeres Gefieder …“ Sandro drehte sich demonstrativ weg. „Nicole hatte recht. Ich hätte gleich einen Bogen um dich machen sollen.“ Auf Nicoles Miene zeigte sich Enttäuschung und ein bißchen Wut. „Mann, Sandro, versteh mich doch. Mensch, ich brauche doch gesunden Nachwuchs!“ - „Ja, geh doch zu deinem tollen Sandro, mit mir Krüppel brauchst du dich nicht abgeben.“ Er machte sich flugbereit. Heiser krächzte sie: „Ich lieb' dich immer noch.“ Er hi...