
Es war einmal ein Land, das war nicht von dieser Welt. Es lag im
Gestern, hinter dem Schleier oder, sagen wir, zwischen Donnerstag und
Freitag. Die Wesen in diesem Land waren keine Menschen, aber doch
menschenähnlich, jedoch mit einer körperlichen Abweichung, in etwa
von der Art wie zwei Widderhörner auf der Stirn. In diesem Land
lebte auch Theuro. Theuro hatte keine Widderhörner. Seine Eltern
machten sich Sorgen um ihn. Nicht nur, daß er anders aussah als die
anderen, er lebte auch in einer anderen Welt – im übertragenen
Sinne diesmal. Theuro gab nichts auf die zahlreichen Konventionen, er
konnte nichts und niemanden ernstnehmen. „Junge, dir wird großes
Unheil widerfahren“, das waren die Worte der Mutter, wenn er mal
wieder die ungeschriebenen Regeln des Zusammenlebens gebrochen hatte.
„Mir schwant Übles“, pflichtete ihr dann der Vater bei.
Eines Tages ging Theuro sein Einhorn
ausführen, da traf er am Wegesrand eine Fee. Feen waren nichts
Ungewöhnliches in dem Land, in dem Theuro lebte, aber diese war von
so großem Liebreiz, daß er sich sogleich in sie verliebte. Ihr Name
war Shanice. Auch Shanice verliebte sich in Theuro, und alsbald
beschlossen sie zu heiraten. Doch die Tradition verlangte, daß er
ihr einen Ring anzureichen habe. Nun wollte es das böse Schicksal,
daß alle Goldschmiede tot oder ernsthaft krank, mithin berufsunfähig
waren, und er machte sich auf die verzweifelte Suche nach einem
Verlobungsring. Sein Weg führte ihn am Haus des Freundes Schlagferth
vorbei, der ihm ungefragt eine Geschichte erzählte: „Vor dem
Anbeginn der Zeit wurde von dem allgütigen Salamander, der unsere
Welt schuf, ein Ring gefertigt, so schön, daß er mindestens zehn
mal so schön war wie der nächstfolgende Ring. Weil er so über die
Maßen schön war, mußte er an einem Ort gelagert werden, der ihn
vor jeglichen Zugriffen schützte. Dieser Ort ward gefunden Im Palast
von Carazza, der der Sage nach inmitten eines schwarzen Loches liegt.
Er wird bewacht von sieben brutalen Bestien, eine böser als die
andere. Auf dem Weg zum Palast mußt du unzählige Abenteuer
bestehen, die noch kein Mensch überlebt hat.“
„So so. Das klingt ja aufregend. Gibt
es vielleicht noch einen anderen Ring?“
„Nein.“
„Du scheinst dir recht sicher zu
sein.“
„Du bist nicht der erste, der nach
einem Ring verlangt.“
„Aber wo haben denn die anderen ihre
Ringe her?“
„Aber Theuro, seit vielen Jahren hat
niemand mehr geheiratet, ganz einfach, weil es keine Ringe mehr
gibt.“
„Na gut, dann mache ich mich mal auf
den Weg zu diesem Palast.“
„Ach Theuro, teurer Freund, tu das
nicht! Es ist niemals jemand zurückgekehrt von dieser Reise.“
„Ja, weil ihr das alle hier viel zu
ernst nehmt. Laßt mich nur machen, ich schaffe das schon.“
Und er zog los, zuerst durch die Ebene
der Einöde, dann über die Berge der Behäbigkeit und schließlich
durch den Wald des Wahnsinns. Mitten im Wald kam ihm ein großer Gnom
entgegen. „Heda, Fremder, haltet ein! Wohin des Wegs?“
„Ich will zu diesem Palast, wo es
einen Ring geben soll.“
„Da seid ihr nicht der erste. Wisset
eins: Ich lasse euch nur passieren, wenn ihr mir eine Frage
beantwortet!“
„Was denn für eine Frage?“
„Eine Frage, so schwer, daß noch niemand
sie je beantwortet hat.“
„Und warum machst du das?“
„Das ist meine Bestimmung.“
„Tja, ich bin nicht der Klügste,
aber was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen“, sprach
Theuro und rannte los. Der Gnom rannte hinterher. Keuchend rief er
ihm nach: „Wartet, das … könnt ihr nicht machen. Das ist
der Wald des … Wahnsinns. Wenn … ihr die Frage … nicht
beantwortet …“ Der Vorsprung wurde immer größer. Bald erreichte
Theuro den Waldrand und verlangsamte sein Tempo.
Bereits nach kurzer Zeit erreichte er
den Palast. Er befand sich in der Mitte eines Tümpels. Das war also
das „schwarze Loch“. Theuro konnte sich ein Grinsen nicht
verkneifen. Ungehindert gelangte er in den Innenhof. Dort lagen die
Gerippe von sieben großen Kreaturen. Klar, dachte sich Theuro, die
Bestien sind ja auch nicht unsterblich. Mitten im Burghof stand eine
Schatztruhe. Darin lag der Ring. Theuro nahm ihn heraus, steckte ihn
in seinen Beutel und spazierte zurück. Als er in den Wald kam,
schlug er sich durchs Unterholz, um nicht dem Gnom zu begegnen. Der
stand auch folgerichtig stur auf dem Hauptweg und starrte vor sich
hin. Als er ihn in sicherer Entfernung passiert hatte, wagte er sich
auf den Weg. Der Gnom sah ihn, rührte sich aber nicht. „Heda,
großer Gnom! Ich habe den Ring! Ohne deine Frage zu beantworten!
Fang mich doch!“ „Es ist mir nicht erlaubt, weiter in eure
Richtung vorzudringen. Ihr habt gesiegt. Lebt wohl!“
„Aber es passiert dir doch nichts,
wenn du in meine Richtung läufst. Du bist ganz schön
abergläubisch!“
Doch der Gnom ignorierte ihn. Er blieb
stehen, obwohl nun niemand mehr sich aufmachen würde, an ihm
vorbeizukommen.
Als Theuro nach sechs Stunden wieder
zurück war, waren alle erstaunt. Aufgeregt fragten ihn die Bewohner
des Landes, wie er es geschafft hatte, die schier unmenschlichen
Aufgaben zu bewältigen. „Manchmal muß man einfach die Regeln
brechen, um weiterzukommen“, sagte er.
„Hast du unsere Männer gesehen?“
Eine Gruppe Frauen stand am Straßenrand, sie trugen schwarze
Kleider. „Nein, ich habe nur einen großen Gnom getroffen. An dem
ist noch nie jemand vorbeigekommen. Auf dem Weg zum Gnom gibt es
eigentlich keine Todesgefahren. Es bleibt ein großes Rätsel, wo sie
sind.“
Daraufhin ließ er die Gruppe zurück
und heiratete Shanice.
Sie lebten glücklich bis vor etwa
einer Woche, dann wurden die ganzen Leichen bei Theuro im Keller
entdeckt und er wurde gehängt.
Kommentare
Bester Text ever. Meine Meinung
Müssen wir den Putsch dann weiter beachten oder "ist" der dann "einfach"?
Ich habe jetzt auch ein paar Interna über den Fortgang des Putsches (die ich ausplaudern soll, um den Mitarbeitern Angst zu machen):
1. Es wird zu Säuberungen kommen. Säuberungen im Wald, hier liegt überall Plastikmüll rum. Langwieler meint, eine moderne Redaktion müsste unbedingt auf den eigenen journalistisch/ökologischen Fußabdruck achten, besonders wenn sie in einem Wald ansässig ist.
2. Es kann nur noch ein journalistisches Medium geben. Dabei handelt es sich um Der KREM. Langwieler meint, dass es sinnlos wäre, wenn es unter der Flagge KREM neben dem KREM noch etwas anderes geben würde. Außerhalb des KREMs kann es natürlich andere Medien geben (Medienvielfalt ist wichtig), nur nicht innerhalb.
3. Mußmath bekommt einen öffentlichen Schauprozess. Konkret bedeutet das, dass Langwieler mit Mußmath unter vier Augen ein klärendes Gespräch führen will. Dabei soll Mußmath sinnvoll in eine künftige Redaktion eingegliedert werden, auch der Herausgeberposten könnte von ihm bekleidet werden.
4. Opposition wird nicht geduldet. Unter "Opposition" versteht Langwieler Krähen. Diese würden das journalistische Arbeiten durch ihr Gekrähe stören und müssten durch lautes Klatschen und Rufen aus dem Wald vertrieben werden.
5. Der KREM knüpft an die lange Tradition der Diktaturen des 20. Jahrhunderts an. Konkret bedeutet das genau das Gegenteil. Der KREM soll demokratischer werden und toleranter werden, er soll sich zukünftig noch mehr in das politische Geschehen mit einer dezidiert WELTOFFENEN Meinung einbringen.
P.S. Warum sollte ich Urlaub nehmen?
Das war's, ich ziehe mich von hier zurück!
Christoph, deine Stalkerin ist wieder da. Soll ich ihr Hausverbot erteilen?
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Teusche
Bis nachher (?)
Von uns, und es sind praktisch alle von der Redaktion da (plus Waldarbeiter), hat leider niemand irgendwas mitgebracht. Du müsstetst also für alle Würstchen, Steaks, Salat, Baguette, Bier und Wein etc. mitbringen, ja? Die KOhle brennt, wir wollen etwa in 1 1/2 h essen. Aber mach dir keinen Stress. Bis später!
PS. Bring gute Laune mit :P
Mein Name ist übrigens ausgedacht und an die Namen, die man hier im Kommentarbereich so finden kann, angelehnt.
Moment mal, ich haben nichts dergleichen geschrieben, gedacht habe ich es wohl, nicht aber geschrieben. Können Sie Gedanken lesen?
Damit habe ich den EINDEUTIGEN BEWEIS dafür erbracht, dass hier natürlich nicht nur 2 Menschen schreiben. Punkt!
Wir brauchen einen handfesten Beweis dafür, dass wir mehr als zwei Personen sind, die den KREM betreiben. Hat jemand eine Idee, wie man dieses Beweis erbringen kann?
Wenn du so oberschlau bist, wieso schreibst du (ich) dann diesen Kommentar? Und den anderen eben von Rüdiger?
- entweder bin ich tatsächlich der Verfasser der Kommentare, dann brauche ich ja nicht mir selber zu antworten.
Ja, den hellblonden Minipli und den Backbart "erinnere" ich. Mensch Max! Aber wieso heißt du denn jetzt Reuben Parkblank-Unaussprechlich? Soll das witzig sein? Oder bist/warst du kompliziert verheiratet?
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