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Manchmal war's so

Die Nachmittagssonne schien in den Raum. Der alte Großvater saß mit seiner Tochter und seinen Enkeln am Tisch.   „Daniela, weißt du noch, wie die Frau Blähiger damals so eine Tochter hatte?“ „Ja, natürlich.“ „Die ist ja dann weggegangen … nach Australien glaube ich, die hat dann irgendwas mit Pharmazie oder so studiert, auf jeden Fall ist die dann wiedergekommen. Jetzt arbeitet die ja in so einer Apotheke am Papierplatz.“ „Ich weiß, ich bin da manchmal.“ „Ach so.“ „Das habe ich dir aber auch schon erzählt.“ „Also wenn man schon alt ist, kann man sich halt nicht alles merken. Ich bin da nämlich neulich vorbeigegangen und habe die da drinnen gesehen und dann bin ich ganz schnell weggegangen, weil die mich ja kennt.“ „Und warum?“ „Mit ihren Eltern sind wir ja früher öfter weggefahren, man kennt sich halt. Aber wenn ich da rein gegangen wäre, dann hätte die bestimmt so Sachen gefragt, das wollte ich nicht.“ „Hast du eigentlich den Kuchen selber gemacht?“ „Na aber!...
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Wissen – gekonnt wie: Miete

KREM: Hallo und herzlich willkommen zu der ersten Ausgabe des Wissensmagazins „Wissen – gekonnt wie“. Mein Name ist Magdalena Stürf und ich sitze hier mit einem der führenden Mietrechtsexperten, Loderich Schmelsen. Herr Schmelsen, guten Tag! Schmelsen: Guten Tag, KREM: Herr Schmelsen, Sie sind Mietrechtsanwalt und können auf eine 33jährige Berufserfahrung zurückblicken. Viele unserer Leser*innen wohnen zur Miete. Uns haben zahlreiche Zuschriften zu diesem Sachverhalt erreicht. Schmelsen: Das ist richtig. Bzw. war da schon eine Frage dabei? KREM: Nein, das haben Sie richtig erkannt. Die erste Frage käme jetzt von Emel Galosch aus Gütersloh. Ich lese vor: Liebe KREM-Redaktion, ich habe in meiner Wohnung einen Indoor-Spielplatz angelegt mit 10 Tonnen Sand. Der Spielplatz wird von der Nachbarschaft/Kiez gut angenommen. Nun meint mein Vermieter, dies sei eine wohnungsfremde Nutzung, für die ich eine Genehmigung brauche. Mein Nachbar unter mir beschwert sich außerdem, daß permane...

Ritt ins Blau | „Weihnachten – eine Kulturgeschichte“ – Beobachtungen

  Ein Jahr ist es her, dass meine gute Freundin Norma und ich zusammen in unserem Lieblings-Weinlokal saßen. Wir tranken einen spritzigen Grauburgunder, aßen Grissini und sprachen über dies und jenes. Es war eine entspannte Stimmung. Irgendwann begannen wir, über unsere Arbeit zu reden. Ich erzählte von einem aktuellen Essay-Band-Projekt mit dem Arbeitstitel „Liebesmensch“, während sie über ihre Ideenlosigkeit klagte. Sie habe einfach keinen Einfall für das Buchprojekt, das sie seit Wochen plane. In Anbetracht des Zeitpunktes unseres Treffens, es war Mitte Dezember, schlug ich ihr vor, etwas über Weihnachten zu schreiben. Keine Sekunde verging, da rief sie: „Das mache ich, Fabian!“ Sie hatte sofort Ideen zum Buch. Durchs Land fahren wolle sie, die Menschen in verschiedenen Regionen und ihre Traditionen portraitieren. Wir bestellten einen Champagner und prosteten einander zu auf diese herrliche Idee. „Ein Jahr Zeit habe ich, nächstes Weihnachten soll das Buch erschienen“, sagte sie....

Die Geschichte von Winseln an der Stuthe

  Das schöne Winseln an der Stuthe – keine 15 Autominuten von Rotzbach an der Lerch entfernt und im bezaubernden Schwalmachtal gelegen, besticht es durch eine barocke Dorfkirche mit einer von nur noch drei erhaltenen Bontempi-Rhythmus-Orgeln. Der Marktplatz wird gesäumt von einer drei Meter hohen Hecke, so daß er nicht betreten werden kann und daher immer noch gut erhalten ist. Daß die Stadt ihre Einzigartigkeit bewahrt hat, liegt nur am Kompetenzstreit zweier Nationalsozialisten. Um das zu verstehen, springen wir ins Jahr 1943, am 5. Oktober, als zwei Männer im Rathaus an die Tür zum Arbeitszimmer des Bürgermeisters Hertwig Ortlieb klopften. „Herein!“, brummte Ortlieb. Zwei Männer in brauner Uniform traten herein, ein junger und ein älterer. Der junge rief beim Eintreten: „HEITLER!“ Ortlieb, Bürgermeister der 200-Seelen-Gemeinde Winseln an der Stuthe, hatte ihn nicht verstanden. „wie bitte?“, rief er dem jungen Mann zu. Dieser rief zurück: „HEIEL HITTLERR!“ „Mensch, ...