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Es werden Posts vom August, 2013 angezeigt.

Ritt ins Blau – Vierter Teil: Die Autos machen die Fahrräder krank

„Die Autos machen die Fahrräder krank“ von Bernd Verhouw Diese Studie aus den späten 70er Jahren ist aktuell wie nie. Zum zehnten Jahrestag hat deshalb der Verlag Bäume Bäume und Bäume den Klassiker der Verkehrsplanung wieder aufgelegt und mit handgemalten Illustrationen versehen. Bernd Verhouw ist in einschlägigen Kreisen als Querulant bekannt. „Er legt Finger in Wunden, die andere erfolgreich behandeln“, meint ein Kollege, der namentlich nicht genannt werden will. Verhouw wird 1943 im belgischen Grenzort Schijssel geboren. Über seine Jugend ist nicht viel bekannt, angeblich schreibt er einen Brief an Konrad Adenauer mit der Bitte, Belgien zu besetzen. Dieser Bitte wird bekanntlich nicht nachgekommen. Mit 21 Jahren ist Verhouw wie so viele andere Menschen seiner Generation endlich volljährig. Er beschließt, Schreiner zu werden, fällt aber durch die Geschichtsprüfung. Schweren Herzens entscheidet er sich für ein Studium des Verkehrswesens und promoviert in Pädagogik und Mathe

35 Jahre Arbeit

„Schwester Hannah, schnell, ich brauche eine Blutkonserve B rhesus negativ!“, brüllte der Anästhesist die OP-Assisstentin an. Hektisch musterte sie den Raum, fand jedoch keine. „Ich geh' schnell eine Konserve holen!“ Sie war schon aus dem Operationssaal heraus, als der Arzt ihr eine Antwort gab. So schnell wie sie nur konnte, rannte sie durch die langen Gänge des August-Mampf-Sanatoriums. Dann, nach ewigen zwei Minuten, erreichte sie, in der hintersten Ecke des Wilhelminischen Gemäuers, die Konservenkammer. Sie suchte kurz und fand eine 5-Liter-Konserve B rhesus negativ. Beim greifen nach dem feuchten Beutel riss sie einen zweiten herunter, der auf den Boden fiel. Schützend hielt sich die Krankenschwester den Unterarm vor das Gesicht, um das spritzende Blut abzuwehren. Doch der Beutel blieb heil. Erschrocken eilte die Krankenschwester wieder zum OP, die Konserve in der Hand. Den Beutel, den sie hinunterwarf, hob sie mangels Zeit nicht mehr auf.

Ein Zitat und seine Geschichte: Friedrich III.

„Er [Anm. d. Red.: Kurfürst Friedrich III. von Preußen] will architektonisch anspruchsvolle Bauten errichten, die Künste und die Wissenschaften fördern und nicht zuletzt eine verschwenderische Repräsentation betreiben.“ (Helmut Zschocke, Die Berliner Akzisemauer, Berlin 2007, S. 15) Friedrich III. steht im Kabinettssaal seines prunkvollen, aber noch recht gewöhnlichen Renaissanceschlosses und sinniert über seine Pläne. Er spricht zu seinem Diener, der wortlos danebensteht und sich immer verbeugt, wenn Friedrich ihn ansieht.

Ritt ins Blau – Dritter Teil: Ordham Schulze: Gott

Liebe Kunstbeflissenen! Ich möchte Ihnen in der Folgezeit die lyrischen Perlen der deutschen Kulturgeschichte vorstellen. Alle Gedichte haben mich in meinem Leben begleitet und geprägt. Die meisten Dichter kenne ich persönlich, viele sehen in mir ein Vorbild und einen Quell der Inspiration, gar einen „Heiland“ 1 . Daher will ich auch nicht viel Kritisches sagen, aber ein paar Randnotizen müssen erlaubt sein.

Das ist das Vogtland

Pistazjo war handwerklich geradezu begnadet. Was auch immer repariert, geflickt oder gebaut werden musste, Pistazjo hat es selbst gemacht. Sogar das alte Haus im Vogtland, das er für seine Familie gekauft hatte, hat er komplett selbst saniert und renoviert. Was jedoch noch fehlte, war ein Balkon. Das Haus hatte keinen Balkon. Da das Gebäude nicht unter Denkmalschutz stand, war eine solche bauliche Veränderung wenig problematisch. Auch dieses wollte Pistazjo wieder alleine in Angriff nehmen. Jamelia, seine Frau, hatte große Zweifel daran, dass er es schaffen würde. Nachdem sie sich aber bewusst machte, was Pistazjo schon alles gebaut hatte, war sie doch einverstanden.

Zeitreise

Mein Freund Tom macht sich immer über mich lustig, weil ich so viel Zeit im Bad verbringe. Manchmal stellt er sich schlafend, wenn ich rauskomme, und fragt mich dann, wieviel Uhr es ist, wenn ich ihn aufwecke. Ich kommentiere das damit, daß ich ihn verprügle. Dann ist er still. Neulich war es mal wieder so weit. Ich ging ins Bad, um mich fertig zu machen. Es dauerte nicht länger als sonst, da bin ich mir sicher. Als ich rauskam, war niemand zu sehen. Ich lief ins Schlafzimmer, wo ein Zettel lag, der ein bißchen vergilbt und verstaubt aussah. Darauf stand: „Liebe Inga, wenn du das liest, werde ich schon viele Millionen Jahre tot sein. Trau keinem und verstecke dich vor ihnen. Sie werden …“ Hier endete die Aufzeichnung. „Sehr witzig, Tom, haha, haben wir gelacht!“ Niemand reagierte. Ich ging raus, um mir eine Schachtel Zigaretten zu kaufen. Als ich die Haustür verließ, wurde ich von einem menschenfressenden Flugroboter getötet.

Ratgeber leichtgemacht: Kompaß Rechtshilfe #1

Hallo, lieber KREM, ich heiße Fred Tschiche, meine Freunde nennen mich auch so, Fred Tschiche. Ich habe vor einem Jahr eine Wohnungskündigung gekriegt. Ich habe immer noch keine neue, aber ich will den Winter nicht wieder auf der Straße verbringen. Jetzt frage ich mich, könnte ich nicht für eine Weile im Knast wohnen? Was für ein Verbrechen müßte ich begehen, um so drei, vier Monate weg von der Straße zu sein? Vielleicht was zu mir: Ich bin eher so ein schüchterner Typ. Ich gehe nicht viel unter Menschen, naja, jetzt muß ich ja, wegen keiner eigener Wohnung, aber früher. Ich könnte keiner Fliege was zuleide tun. Ich habe auch keine Überzeugungskraft, um jemand zu betrügen. Desselbigengleichen habe ich keine Fingerfertigkeit, um Taschendiebstahl zu begehen. Aber ich bin stark und kann gut schreien. Ich hoffe, ihr wißt Rat! Es ist ja noch ein bißchen Zeit, aber die Tage werden schon wieder länger. Noch einen Winter übersteh ich nicht!