Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom August, 2014 angezeigt.

In einem Leuchtturm, Teil IX

„Was ist eigentlich eine Parallelhandlung“, fragt Hans Mexiko Elias seine Mutter Dörthe und schaufelt sich mit seiner Patschehand fettfreie Bio-Chips in seine Kinder-Fresse. Die ist erstaunt. Nach einer weiteren Lektion In einem Leuchtturm hatte sie eigentlich eine inhaltliche Frage von ihrem als hochbegabt geltenden Sprößling erwartet, immerhin besucht dieser die MensAcademy, eine jener Privatschulen für kleine Genies wie ihn. „Also … eine Parallelhandlung ist“, hebt sie dennoch an, mit der ihr eigenen verständnisvollen Art zu erklären, „wenn in einer Geschichte ein zweiter Erzählstrang etabliert wird, der in Relevanz und meist leider auch im Unterhaltungswert gegenüber der Haupthandlung zurücksteht.“ „ Also wie die Geschichte von Bernd und Luca in der Leuchtturmgeschichte?“ - „Ja, genau, man wünscht sich natürlich, mehr über Michael zu erfahren, aber aus sadistischen Gründen (wie ich annehme) …“ - „Mama, hast du gerade eine Klammer gesetzt?“ - „Ja, mein Schatz. Also, aus sadi

Tiere

Gelangweilt rührte er seinen heißen Kaffee um. Aus der modernisierten Bäckerei, die im Herzen Bilmkahlos' lag, konnte man wunderbar auf den alten Marktplatz schauen. Doch tat er das nicht, er blickte lieber in einen Prospekt, der auf dem kleinen Tischchen neben ihm lag. Alle Minute nahm er schlürfend einen Schluck seines schwarzen Getränks zu sich, er war sichtlich gelangweilt – doch auf einmal wurde er hellhörig. In der Schlange an der Kasse, die quer durch den Laden führte, standen zwei anzugtragende Männer, die sich unterhielten. „Die drei Löwen waren einfach ein Muss“, sagte der eine und lachte, während der andere seine Geldbörse aus seiner Gesäßtasche holte.

Das Der KREMagazin – August-Ausgabe: Bettler sein und drüber reden

Ich treffe Adolf 1 – ja, er heißt wirklich Adolf, man stelle es sich vor! 2 – in einer Fußgängerzone in Lyon 3 . Er ist Bettler. Mir stellt er sich jedoch … ach nee, er stellt sich mir als Bettler vor, alles in Ordnung. Wir haben uns verabredet, damit ich ihm einen Tag bei seinem „Beruf“ über die Schulter gucken kann. Er sitzt auf einer Decke neben dem Eingang eines Elektronikfachmarktes. Einen Hut hat er vor sich hingelegt, mit der Öffnung nach oben. Hat etwas Geld hineingesteckt, als Anreiz für die Passanten, wie er mir erklärt. Manch einer wirft etwas hinein, es sind nicht viele, aber am Abend hat Adolf immerhin genug zum Überleben. „Man kommt über die Runden“, meint er.