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Es werden Posts vom November, 2018 angezeigt.

Ritt ins Blau | Merten Cramer: Wildes Holz

Mein Vorgänger Wilhelm Brannt – Gott habe ihn selig! – hat sich ja mit zunehmender „Lebenserfahrung“ sehr an den Biographien und persönlichen Eigenheiten der Verfasser ausgelassen, selbst wenn schon das Verfasste selbst Grund genug bot, es abzulehnen. Ich möchte mich folglich wieder etwas mehr dem Werk widmen und von der Person weggehen. Das heißt freilich nicht, dass der Lebens- und Schaffensgeschichte des Künstlers nicht auch ein paar Worte zugedacht werden (müssen). Diesmal will ich den neu erschienenen autobiographischen Roman „Wildes Holz“ von Merten Kramer vorstellen, der bei Völlers & Dekow erschienen ist. Merten Kramer, eigentlich gelernter Buchhalter, kam erst spät zur Schriftstellerei, die er nach eigenem Bekunden „in der Schule des Lebens“ gelernt hat. Dennoch fand sein Debütroman „Zahlen“ im Jahr 2007 viel Beachtung in den Feuilletons. Zwar geht er etwas zu ausführlich auf den von der im Mittelpunkt der Handlung stehenden Firma „DataBasic“ vorgestellten Rechenscha

Es ist Hanjo

Ein rothaariger Mann gigantischen Bauches, Freunde rufen ihn Hanjo, betritt, oder besser, stampft, in ein Geschäft für Schreibwaren. „Guten Tag“, sagt der freundliche Vielfraß, „führen Sie auch Büttenpapier? Ich möchte gerne“, fährt der gutgelaunte Gewichtsmensch fort, „eben solches erwerben.“ „Nein“, entgegnet die kundige Verkäuferin, „den letzten Satz Büttenpapier hat dieser Herr dort“, sie weist mit dem an ihrer rechten Hand befindlichen Zeigefinger auf einen den Laden verlassenen Rentner, „eben mitgenommen. Wenn Sie“, fährt die bemühte Verkaufsdame fort, „sich aber beeilen, könnten Sie ihn vielleicht darum bitten, Ihnen das Papier zu überlassen. Regeln müssten Sie das natürlich untereinander.“ Der wuchtige Koloss nickt mit seinem zentnerschweren Kopf, dreht sich zur Tür, und stapft langsam darauf zu. Das Ladengeschäft erzittert unter seinen dumpfen Schritten. Der emsige Rentner, dessen später Lebenssinn darin zu bestehen scheint, alle Beige-Töne dieser Welt einmal am Körper getrage