Worum geht es hier? siehe die kurze Zusammenfassung
„'Meine Jugendliebe', wie albern“, sagte Bernd. „'Meine
Jugendliebe', das sagen nur welche in schlechten Filmen oder
Groschenromanen. Eigentlich nur in Groschenromanen.“
„'tschuldigung, ich stand partiell unter Schock, als ich es sagte.
Du hast recht, es klingt bescheuert.“ „Du bist also auch ...“
Bernd brachte den Satz nicht zu Ende. „...?“, fragte Luca,
merkte, daß der Satz keine Worte enthielt, und begann erneut:
„Kannst du das Wort nicht mal aussprechen?“ „Mann, Luca, ich
habe nichts gegen … Es ist ist nur so, ich komme aus einfachsten
Verhältnissen und ...“ „Oh, bitte, das ist aber auch verdammt
klischeehaft. „aus einfachsten Verhältnissen“, das sagt auch
keiner.“ „Doch, das wird immer über SPD-Politiker und über
manche Neureiche gesagt.“ „Aber das sagt keiner über sich
selbst.“ „Na, wie dem auch sei, ich komme aus Butjadingen, und da
gab es keine ...“ „Keine was?“, fragte Luca.
„Schwulen!“
Michael hatte inzwischen Nägel mit Köpfen gemacht. In der
Steuerkabine hatte er eine Flinte mit Betäubungsmunition gefunden.
Wie kam die bloß dahin, er hatte doch das Boot selber
zusammengebaut? Henk mußte sie ihm hingelegt haben. Mit der Flinte
hatte er die kotzefressenden Möwen betäubt und anschließend
getötet, kompliziert miteinander verknotet und schließlich ein
großes Ruder aus ihnen gebaut. Mit diesem konnte er nun am Heck des
Schiffes die Route bestimmen. Es war Nebel aufgezogen, aber er hatte
Lichtblitze gesehen und war auf sie zugefahren. Als erfahrener
Leuchtturmwärter wußte er genau, wohin er fuhr. Bei seiner
Geschwindigkeit konnte es aber noch ein paar Stunden dauern, bis er
dort ankam. Es war nun absehbar, daß er wieder zurückkehren würde.
Nichts konnte ihn jetzt noch aus der Bahn bringen. „Auf einmal
kamen alle Gefühle in ihm hoch, die er die ganze Zeit unterdrückt
hatte“, sagte er und grinste. Aber es stimmte: Auf einmal kamen
alle Gefühle in ihm hoch, die er die ganze Zeit unterdrückt hatte.
Er wußte nicht, wie er sich Bernd gegenüber verhalten sollte. Er
hatte keine Ahnung, wie Bernd reagieren würde. Vielleicht würde er
sich nach einem neuen Job umsehen. Jedenfalls konnte er mit einer
permanenten Spannung am Arbeitsplatz nicht umgehen.
„Schwul schwul schwul schwul schwul schwul schwul schwul schwul
schwul schwul!“ „Ist ja gut jetzt!“ Luca war genervt. Bernd
hatte ihm demonstrieren wollen, daß er nicht schwulenfeindlich war.
Dabei hatte er es wie üblich übertrieben. Luca nahm seine Jacke.
„Wo gehst du hin, schwuler Luca?“, fragte Bernd. „Ich gehe ins
Erna's, aber du brauchst mich jetzt nicht auf mein Schwulsein
zu reduzieren.“ „Du weißt auch nicht, was du willst“,
entgegnete Bernd beleidigt.
Langsam ging die Sonne unter. Über die ruhige See drang das
platschende Geräusch von Rudern, die aus Möwenkörpern gefertigt
waren. In den letzten Sonnenstrahlen näherte sich das Boot dem Ufer.
Michael ging an Land und zog das Boot hinter sich her. Sofort löste
es sich in Flammen auf, ein Sicherheitsmechanismus, den Michael aber
für überdenkenswert hielt. Er überließ das brennende Wrack seinem
Schicksal und wandte sich zum Gehen. Leider griff das Feuer auf eine
Öllache über, die, wie Michael bestürzt feststellen mußte, vom
Boot aus quer über die Leuchtturminsel zur Baracke führte, die
ebenfalls zu brennen begann. In Windeseile holte Michael einen Eimer
aus dem Geräteschuppen, schöpfte Wasser und rannte zur Baracke. Im
selben Moment stürmte Bernd schreiend aus dem Häuschen. Als er
Michael sah, erstarrte er. „Tut mir leid, da war eine Ölspur, ich
wußte nicht ...“ „Michael?“ „Bernd“, rief es vom anderen
Ende der Insel her, „bist du verletzt?“ Die Person kam näher.
„Luca? Was machst du denn hier?“ Michael war vollkommen perplex.
„Michael, was ist hier los? Bernd, wieso brennt es?“ „Luca, wie
kommst du denn hierher? Wie haben uns ja ewig ...“ „Ja ja, jetzt
laßt uns erst mal das Feuer löschen.“ Luca war der erste, der die
Fassung wiederfand. Beherzt griff er Michaels Eimer, den dieser
leider immer noch nicht entleert hatte. Das motivierte auch die
anderen beiden. Sie rannten zum Schuppen und holten Eimer. Nach einer
halben Stunde war das Haus abgebrannt, es hatte nichts genutzt. Da
Bernd vergessen hatte, das Leuchtfeuer anzustellen, war
zwischenzeitlich ein Schiff auf Grund gelaufen. Sie hatten also alle
Hände voll zu tun.
Alle Teile "In einem Leuchtturm"
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