Direkt zum Hauptbereich

Die Gitarre

Am 17.02.2011 ging Walther Benarsky in Sölden zu dem Gitarrenbauer Franz Merten. Benarsky betrat den Laden, schaute sich ein wenig um, freute sich und schritt sodann zum Verkaufstresen: „Guten Tag, mein Name ist Benarsky, wir hatten telefoniert.“ Darauf der Gitarrenbauer: „Benarsky, Benarsky, genau, Benarsky! Tut mir leid, ich war gedanklich noch woanders. Genau, ich hole gleich mal ihre Gitarre, sie ist tatsächlich erst gestern Abend fertig geworden. Aber schön ist sie.“ Sodann verschwand er in einen kleinen Hinterraum. Er pfiff fröhlich die Melodie des Horst-Wessel-Liedes.
Kurz darauf kam er wieder. „So Herr Benarsky, hier ist das gute Stück. Eine Gitarre, die klanglich aber auch optisch ihresgleichen sucht. Schauen sie mal, hier, die kleinen Verzierungen am Steg. Und die Bünde, nicht einfach eingesetzt, so genau und präzise. Und jetzt der Klang.“ Der Gitarrenbauer fing an zuerst einzelne Töne zu spielen, dann eine Melodie. Benarsky war sehr entzückt. „Die klingt aber wirklich sehr schön. So klar, so vielseitig, so definierte Töne.“ Die letzten Töne verstummten. „Herr Benarsky, nun kommen wir, so leid es mir tut, zum geschäftlichen. Das gute Stück hat natürlich auch seinen Wert. Sie müssen wissen, es ist das Meisterstück meines Lehrlings, Richard. Ich habe ihn lediglich beim Bau begleitet, die Gitarre stammt von ihm. Er ist leider nicht da, sein Vater ist verstorben, deshalb musste er nach Röppen, zu seiner Familie.“ Der Gitarrenbauer gab Herrn Benarsky das Instrument in die Hand. Dieser schaute sich behutsam jedes Teil des Kunstwerks an. „Gut, diese Gitarre ist wirklich wunderschön, einfach fantastisch. 5000 €? Ist das ein vernünftiger Preis? 5000 €, was sagen sie?“ Herr Merten schaute etwas entsetzt. „5000 €? Meinen sie das ernst? Es handelt sich hier um ein Meisterstück! Mindestens 8000 €. Und auch das ist eigentlich ein unangemessener Schnäppchenpreis.“ Benarsky schüttelte den Kopf: „Ich kann das nicht glauben! Sie wollen jetzt ernsthaft für diese Gitarre 8000 € haben und halten diesen Preis auch noch für unangemessen? Zu diesen Konditionen werde ich das Instrument niemals kaufen. Auch wenn sie es extra für mich angefertigt haben!“ Benarsky schnaufte schon, er war außer sich. Auch Merten fing an lauter zu werden: „Jetzt hören sie mal, ich habe meinen Lehrling 8 Monate beim Bau dieser Gitarre begleitet, er hat 5 Tage die Woche, von morgens bis abends, daran gearbeitet. Er hat die Bäume, die das Holz lieferten, selbst ausgesucht. Von der ersten Skizze bis zum letzten Lackieren steckt Herzblut und Arbeit in dieser Gitarre. Ich verstehe überhaupt nicht, wie sie einen solchen Preis ablehnen können. Außerdem muss ich sie daran erinnern, dass wir einen Vertrag haben, einen Werkvertrag. Sie müssen zahlen.“ Merten war außer sich. Benarsky auch. „Zahlen muss ich? Ich weiß, dass ich einen Vertrag eingegangen bin, aber niemals werde ich einen so unangemessenen Betrag zahlen. Und das muss ich auch gar nicht!“ Wortlos standen sich nun die beiden gegenüber, schnaufend, aggressiv
Auf einmal ertönte eine unbekannte Stimme. Benarsky und Merten schauten sich noch immer aggressiv, dann jedoch irritiert an. Keiner wusste, wo die Stimme herkam. „Hört auf zu streiten, hört doch bitte auf zu streiten“, wiederholte sich die Stimme. „Das ist doch sinnlos, dass ihr euch jetzt hier so streitet, ihr beiden.“
Die Stimme kam von der Gitarre. Die Gitarre schien sich nun einzumischen „Ich weiß nicht, warum ihr euch so sehr über mich streitet. Ich bin eine Gitarre.“
Merten und Benarsky, welche sich bisher irritiert anschauten, waren nun gänzlich unsicher.
„Musik soll verbinden, nicht trennen“, sagte die Gitarre, „Ihr müsst euch entgegen kommen, preislich, sonst werdet ihr nicht handelseinig. Ich weiß sowieso nicht, wie man meinen Preis, geschweige meinen Wert, ermitteln soll. Aber bitte, streitet euch nicht.“ Benarsky schaute die Gitarre an, hob sie hoch, musterte jede Stelle an ihr:“Sag mal, Gitarre, ähm, Mertens und meine Preisvorstellungen liegen soweit auseinander, dass wir wirklich nicht wissen, was wir das machen sollen. 8000 € sind wirklich viel zu viel für mich. Ich kann das nicht bezahlen.“
Der Gitarrenbauer intervenierte: „Ich brauche aber mein Geld, ohne das geht’s nicht.“
Die Gitarre schwieg. Merten schwieg. Benarsky schwieg.
„Ich weiß nicht, wie wir das machen sollen. Könnt ihr euch nicht genau in der Mitte treffen, bei 6500 €. Das scheint mir das gerechteste zu sein. Vielleicht könntest du, Merten, Benarsky auch in Raten zahlen lassen. Das würde das ganze etwas lockerer machen.“ Benarsky fand den Vorschlag der Gitarre sofort gut. Merten schüttelte den Kopf. „Das geht doch nicht, die Gitarre ist doch ein Meisterstück, 6500 € ist eine Schande.“ Merten konnte dem Angebot nicht nachgehen. Genervt äffte die Gitarre den Gitarrenbauer nun nach: „6500 €, das geht doch nicht äh äh äh, Meisterstück äh äh äh. Halt doch dein beschissenes Maul, du Arschloch-Sau von Gitarrenbauer. Ich hasse dich und es ekelt mich an, dass ich aus deinem Betrieb stamme und von deinem völlig degenerierten Einzeller-Lehrling Richard gefertigt wurde! Nimm die 6500 € und halt deine Drecksfresse!“ Benarsky war gänzlich verschreckt. Merten war traurig-sauer: „Was soll das denn jetzt?“, sagte er mit verunsicherter Stimme, „ich verstehe überhaupt nicht, warum du das jetzt gesagt hast. Ich finde das gar nicht toll! Wieso ergreifst du so über die Maßen Partei? Und dann auch noch gegen mich?“ Die Gitarre antwortete sogleich: „Weil du scheiße bist, deshalb. Gitarrenbauer, wer ist denn heute noch Gitarrenbauer? Das ist kacke. Bitte verkauf mich schnell, ich will hier weg.“
Benarsky sagte gar nichts mehr, Merten sprach nur noch wenig: „Nehmen sie die Gitarre für 5000 € und gehen sie bitte schnell mit ihr aus meinem Geschäft.“ Merten packte die Gitarre rasch in einen dafür vorgesehenen Koffer und reichte sie Benarsky. Dieser übergab Merten die 5000 € und sagte noch: „Ich versteh auch gar nicht warum die Gitarre so beleidigend wurde. Das tut mir leid.“ Merten erwiderte: „Bitte gehen sie, bitte.“ Benarsky verließ das Geschäft. Merten verschwand wieder in seine Hinterräume.

Kommentare

Mex Schmechel hat gesagt…
ganz großartige geschichte! das muss man wirklich sagen. preisverdächtig, sehr sehr preisverdächtig.


Roland Mugabe hat gesagt…
da kann ich nur zustimmen. eine so großartige geschichte, wie sie uns hier von "der krem" geschenkt wurde, liest man nur ganz selten. ich kann nur meinen hut ziehen vor dem autor und hoffe, dass er noch sehr lange leben wird, damit er uns nocheinmal eine solche geschichte schenkt.
wir sind allle nichts gegen ihn.

Christoph Teusche hat gesagt…
Sind Sie verwandt mit Robert Mugabe (Simbabwe)? Auf jeden Fall sprechen Sie sehr gut Deutsch!
Roland Mugabe hat gesagt…
schön, dass sie danach fragen, die antwort lautet aber nein. ich komme aus luckau in der niederlausitz. deshalb musste ich lachen, als sie gesagt haben, dass ich sehr gut deutsch spreche. haha ha.

Anonym hat gesagt…
also diese geschichte finde ich misslungen
Falk Müssner-Uhjethal hat gesagt…
Sehr geehrte Redaktion "Der Krem",

ich bin mit großer Erwartung an die Geschichte "Die Gitarre" herangegangen und wurde am Ende bitter enttäuscht.
Unrealistische Gitarrenpreise, stumpfe, oberflächliche characters, eine Handlung, die im nichts verläuft und eine sprechende Gitarre.
Hallo? Geht's noch?
Das Thema bietet viel Potential. Sie haben jedoch eine völlig alberne und klamaukige Kurzgeschichte daraus gemacht.
Wer hat Ihnen überhaupt erlaubt, über dieses Thema zu schreiben?

Christoph Teusche hat gesagt…
Sehr geehrter Herr Müssner-etc.,
zunächst einmal: Die Erlaubnis haben wir, da können Sie sicher sein!
Was den Rest angeht, kann ich das nicht beurteilen, weil ich mich nicht so gut mit Gitarren auskenne. Ich selber spiele Fagott, seit ich drei bin. Ein schönes Instrument! Wußten Sie, daß Fagotte unter Wasser schnell untergehen, weil sie so viele Löcher haben? Also, mit Fagotten kenne ich mich wirklich aus!
KREMfreund_01 hat gesagt…
Ich finde Dein Gesicht Misslungen
Christoph Teusche hat gesagt…
Na na na! Immer schön sachlich bleiben! Das ist unsportlich!
Falk Müssner-Uhjethal hat gesagt…
Sehr geehrter Herr Teusche,

Sie sind ein respektloser Schuft. Sie machen sich über meinen Namen lustig und gehen nicht auf meine Kritik ein.
Von nun an haben Sie einen Leser weniger.
Anonym hat gesagt…
@KREMfreund_01

halts Maul du dummes Schwein sonst zerstöre ich dich!!!!!!!!!!
Rüdiger Fahrenschon hat gesagt…
Danke Christoph, dass du schon ein bisschen die Spielregeln erklärst. :-)

Ich muss anscheinend dennoch auch nochmal darauf hinweisen: Alle Kommentare werden bitte respektvoll formuliert. Das ist auch in eurem Sinne,
liebe Kommentierer_innen.





Christoph Teusche hat gesagt…
Wissen Sie, wenn Sie hier schon jemanden als Schwein (sic!) bezeichnen, dann seien Sie wenigstens nicht so feige und kommentieren anonym. So machen Sie es uns nahezu unmöglich, gegen Sie vorzugehen!
Christoph Teusche hat gesagt…
Und Sie gehen nicht auf meine Frage ein. Kennen Sie Fagotte? Wußten Sie, daß es Quint-, Quart- und Oktavfagotte gibt? Fagott-Funfact: Zu Strauss' und Wagners Zeiten hieß es noch "Der Fagott".
Falk Müssner-Uhjethal hat gesagt…
Sehr geehrter Herr Teusche,

ich dachte, das wäre eine rhetorische Frage gewesen. Nein, ich kenne mich nicht mit
der Fagotten aus. Ich habe das Gefühl, dass wir an einander vorbeireden. Sehen Sie das anders?
Wollen Sie mich nun als Leser behalten oder nicht?

Anonym hat gesagt…
Ѕzukałem wciaz czеgoś co można ρoczytać i nie znudzić się trafіајąc tylκο skоpiowane text z innусh blogów.
Byle tak daleϳ

Also vіsit my blog post; Opowiadania Lesbijki
Christoph Teusche hat gesagt…
Atsiprašau,
čia mes ne kalbome Lenkų kalbą. Norėtumėme Jūs kalbėti vokiškai arba angliškai! Dėkojame Jums!
Anonym hat gesagt…
I couldn't refrain from commenting. Well written!

my blog; histoire de transexuelle
Christoph Teusche hat gesagt…
Thank you for not writing in Polish or something like that.
Agnieszka Hofmanowa hat gesagt…
Was soll das heißen, Chef? Sind das polenfeindliche Tendenzen?
Christoph Teusche hat gesagt…
Äh, nein, so habe ich das nicht gemeint. Äh ... kommen Sie in mein Büro, bitte!
Hellmuth Weimer hat gesagt…
Dear Sir or Madam,
what do you mean by that? Don't you see that everything written here is an absolute hoax? And what kind of knowledge does a princess need? Just how to get to know a prince, that's all, I think, isn't it?
And why does your cousin possess a princess? What kind of slavery is that? Which kind of results could have been affected by this text othher than really stupid ones? What the f**k are you talking about? You better go and find out a lot of things about yourself before you start whining here in this public area.
Thanks for reading us!
Pumpkin & Honey bunny hat gesagt…
OK EVERYBODY SHUT THE FUCK UP!

Also visit my webpage: SHUT THE FUCK UP!
Anonym hat gesagt…
Wow, marvelous blog layout! How long have you been blogging for?

you make blogging look easy. The overall look of your
site is fantastic, let alone the content!

my web-site - spionage software
Anonym hat gesagt…
Appreciate this post. Will try it out.

Check out my web page; Wasserfilteranlage

Beliebte Posts aus diesem Blog

Der Herr des Rings

Es war einmal ein Land, das war nicht von dieser Welt. Es lag im Gestern, hinter dem Schleier oder, sagen wir, zwischen Donnerstag und Freitag. Die Wesen in diesem Land waren keine Menschen, aber doch menschenähnlich, jedoch mit einer körperlichen Abweichung, in etwa von der Art wie zwei Widderhörner auf der Stirn. In diesem Land lebte auch Theuro. Theuro hatte keine Widderhörner. Seine Eltern machten sich Sorgen um ihn. Nicht nur, daß er anders aussah als die anderen, er lebte auch in einer anderen Welt – im übertragenen Sinne diesmal. Theuro gab nichts auf die zahlreichen Konventionen, er konnte nichts und niemanden ernstnehmen. „Junge, dir wird großes Unheil widerfahren“, das waren die Worte der Mutter, wenn er mal wieder die ungeschriebenen Regeln des Zusammenlebens gebrochen hatte. „Mir schwant Übles“, pflichtete ihr dann der Vater bei. Eines Tages ging Theuro sein Einhorn ausführen, da traf er am Wegesrand eine Fee. Feen waren nichts Ungewöhnliches in dem Land, in dem Theuro

Zwei Jahre DER KREM

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder! Es ist mir – davon bin ich überzeugt – eine Ehre, heute hier an meinem Computer zu sitzen und Ihnen diese Rede zu schreiben. Als technikaffiner Akademiker mit Do-it-yourself-Mentalität stehe ich dem Internet offen gegenüber. Mehr noch: Als Mensch ohne Migrationshintergrund bin ich (auch fachlich) interessiert, wie Informationsströme Grenzen überwinden und dabei soziale Prozesse auslösen. Damit nicht genug: Als besorgter Bürger mache ich mir Sorgen um unsere Sicherheit. Praktisch: Als gelernter Hubschrauberpilot kann ich Hubschrauber fliegen. Heute aber spreche ich zu Ihnen als der Techniksoziologe, der sich mit Leib und Seele der Techniksoziologie verschrieben hat. Gestatten, mein Name ist Kiter Verbel.