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Der Singvogel

„Brrrfiiieepbrrrlaaalaaala!“ Ich bin eine Amsel. Soll ich den vorgefertigten Kasten von dem Opa zum Brüten nehmen oder soll ich doch selber ein Nest bauen? Ich weiß es nicht. Ist aber auch egal, jetzt gerade habe ich Hunger. Ich muss kurz noch 45 Minuten meinen Reviergesang von dem Komposthaufen aus singen, dann kann ich mir was zu essen suchen. Hoffentlich finde ich einen Regenwurm oder eine dicke Larve, ahh die sind so sehr appetitlich für mich. Aber erst mal der Gesang: „Brrrfiiieepbrrrlaaalaaala!“ und nochmal „Brrrfiiieepbrrrlaaalaaala!“ so, noch 92 mal. Währenddessen schön mit dem Schwanz und dem Gefieder umher fuchteln. Oha, da ist ein Weibchen. Und es kommt auch noch her. Schnell hin, dann kann ich mein Balzritual vollziehen. So, schön den Kopf raus strecken, das Kopfgefieder anlegen und ganz schnell um das Weibchen herum rennen. „Ziep ziep ziep“ rufen und das ganze 60 Minuten lang durchhalten. Da wird die weibliche Amsel doch ganz verrückt von.
Gut, sie geht jetzt. Dann geht’s jetzt wieder auf den Komposthaufen und weiter meinen Reviergesang singen. „Brrrfiiieepbrrrlaaalaaala“ ah, ich komme mir so gut dabei vor. Die anderen Vögel, aber auch die Nager und Hundeartigen, mit denen ich ja nun gar nicht Verwandt bin, verstehen, dass hier mein Revier ist. Noch eine Viertelstunde „Brrrfiiieepbrrrlaaalaaala“. Schau an, ein Rotkehlchen, das sich direkt neben mich setzt und immer wieder „ziepzerp“ ruft. Das ist sein Reviergesang „ziepzerp“. Es schaut mich an und wackelt ganz doll mit seinem Kopf. Immer wieder. Oho, es will, dass ich gehe. Das mache ich aber nicht, ich war hier zuerst, das ist mein Revier, außerdem fressen wir gerne die gleichen Sachen. Würmer und kleine Insekten. Ich plustere mich auf und renne um das Rotkehlchen, dabei schreie ich immer wieder „Brrrrri, brrrrrrrri, brrrrrrri!!!!“ so, es hat verstanden und entschwindet. Das war aber auch mehr als deutlich. Aha, das musste jetzt noch sein. Das Rotkehlchen hat mir nochmal ein neckisches „Fiepfiepgjurugjuru!“ zu gezwitschert, sich auf meinen Lieblingsast gesetzt und ganz doll gewippt. Das hasse ich und das weiß dieser Zwerg auch. Na gut, dafür werde ich in einem Monat alle seine Küken tot beißen.
„Brrrfiiieepbrrrlaaalaaala!“ noch fünf Minuten, dann müsste allen klar sein, dass hier mein Revier ist.
Was ist das? Ah, eine Nashornkäferlarve, ein Riesending. Aber ich muss noch ein paar Minuten meine Melodie singen. „Brrrfiiieepbrrrlaaalaaala“. So jetzt kann ich hin.
Du dicke Larve, da habe ich dich, hmm, soll ich dich jetzt essen oder aufbehalten? Hmm, du siehst so verboten lecker aus, ich esse dich jetzt. „Ham...schmatzschmatz...ham...würg“ so jetzt habe ich die Larve gegessen und erbrochen und jetzt gleich nochmal essen, das ist doppelt lecker. Ah, das war gut. Ich werde jetzt kurz auf ein Dach fliegen, dort noch einmal für 45 Minuten meinen morgendlichen Reviergesang trällern und dann an den Nestbau gehen. Ab aufs Dach. „Brrrfiiieepbrrrlaaalaaala“
Die 45 Minuten haben sich diesmal ewig gezogen, es ist nichts passiert, einmal ist ein Turmfalke in knapp zwanzig Metern Höhe über mich hinweggeflogen, der hat mich aber gar nicht bemerkt. So, was nehme ich denn für meine Nest als Ausgangsmaterial. Zuerst einmal am besten kleine harte Ästchen für das Gerüst und die Außenverkleidung, damit das ganze hält. Aber hier in diesem Garten gibt es so was nicht, dann muss ich wohl erst mal weg fliegen. Ah, aber erst mal nehme ich ein kleines Sandbad, um mich von nervigen kleinen Milben zu befreien, die die ganze Zeit in meinem Gefieder jucken. Da ist schon eine schöne Sandmulde, ganz frei. Rein und drin herum wühlen, ganz viel auch auf den Kopf machen und jetzt den Kopf schütteln. Aber immer gucken, dass auch keiner kommt. Und dann nicht bewegen. So, jetzt mach ich mir noch was auf den Rücken, jetzt lege ich mich sogar kurz auf meine Seite. Ah, das ist gut. Oh, da ist ein Mensch, ich muss schnell weg fliegen. So, jetzt bin ich fürs erste entmilbt. Weiter mit dem Nestbau. Zwischen drin kurz meinen charakteristischen Singvogelgesang loswerden, damit allen klar ist, dass ich hier bin „Fiepfiepfiepbrrrrrrr!“ Sehr gut, Äste, da nehme ich doch gleich mal so viele, wie in den Schnabel passen. Diesmal sieben Stück. Hmmmm, aber wo baue ich das jetzt hin. Achja, da gibt es ja diese herrliche Pappel, nicht weit weg, da könnte ich es wunderbar hin bauen. So, dann mal los geflattert. „Fiepfiepfiep!“ Da ist die Pappel. Ganz schön dichter Astwuchs. Hmm, hier ist nicht so gut, vielleicht weiter oben. Hinauf gesprungen. Jaaaa, das sieht doch prächtig aus. Hier sind ja sogar noch die Reste von einem alten Nest, perfekt. Gut, die alten Federn tu ich raus, das mag ich nicht, aber die Konstruktion ist stabil. Jetzt muss ich erst mal 120 Minuten meinen Reviergesang singen, damit alle wissen, dass ich neuen Nistplatz habe. „Brrrfiiieepbrrrlaaalaaala!“

Kommentare

Anonym hat gesagt…
wsnoy? karasnaja wchod na prevc!
Als ob Amseln so dächten. Ich bin ein Star (also ziemlich eng mit der Amsel verwandt) und ich habe völlig anders strukturierte Vorstellungen als diese "Amsel". Entweder der Text stammt nicht von einer echten Amsel oder Amseln von heute sind schon extrem vermenschlicht. Ich spucke auf euch Menschen!!!
Amsel hat gesagt…
Du Scheiß-Star!!! Ich bin eine echte Amsel und ich habe diesen Text verfasst. Was maßt du dir überhaupt an, das Denken von Amseln verstehen zu können. Ihr Stare macht euch ein schönes Leben...krank macht ihr mich!!!!
Anonym hat gesagt…
Es ist bezeichnend, daß die kleinen Singvögel, die ausschließlich Würmer und Spinnen essen, sich auf solche Art und Weise angehen. Ihr tut mir wirklich leid.
Euere Großtrappe
Anonym hat gesagt…
*Eure Großtrappe :-)
Fuchs hat gesagt…
Ey ich hab nen Problem weil ich grade nen gans gestohlen habe. Könt ihr mir helfen?


PS: Liked das wen ihr auch "Hunde Artige" seit.

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