Gesagt,
getan. Der Weise konnte es kaum erwarten, einen Wissensvorsprung
gegenüber anderen Weisen seiner Zeit zu erlangen. „Was ist es, was
Ihr uns verraten wollt? Etwa das Problem der Primzahlen? Oder etwas
aus dem Bereich der Differentialgeometrie?“
„Nein, verehrter Herr, es geht um
etwas anderes. Laut Paolo Ruffini, der in sechs Jahren geboren werden
wird, sowie dem in 43 Jahren zur Welt kommenden Niels Henrik
Abel, kann eine allgemeine Polynomgleichung fünften oder höheren
Grades nicht durch Radikale – d. h. Wurzelausdrücke – ...“ Der
Weise sah ihn unwirsch an: „Als ob ich nicht en detail darüber in
Kenntnis darüber wäre, worum es sich bei Radikalen handelt!“ -
„Natürlich, verzeiht! Es kann also eine allgemeine
Polynomgleichung fünften oder höheren Grades nicht durch Radikale
aufgelöst werden. Bevor ihr fragt“, kam Joachim dem Weisen zuvor,
„beweisen läßt sich dieser sogenannte „Satz
von Abel-Ruffini“, indem zwei Punkte gezeigt werden:
- Die allgemeine Gleichung fünften Grades (d. h. die Gleichung mit Variablen als Koeffizienten) besitzt als Galoisgruppe die symmetrische Gruppe S5
- Die symmetrische Gruppe S5 ist nicht auflösbar, denn sie enthält als einzigen echten Normalteiler die alternierende Gruppe A5 von der Ordnung 60, und diese ist einfach.“
Der
Weise war sprachlos. „Eure Hoheit, heute ist ein großer Tag für
die altehrwürdige Mathematik! Ich vermag nicht zu beurteilen, ob der
Fremdling sein Wissen aus einer anderen Zeit bezieht, jedoch wenn
nicht, so ist er unermeßlich weise! Ich kann es kaum erwarten, die
Lösung dieses Problems in die Welt zu tragen!“
„Das
dürft ihr nicht, mit Verlaub!“, sprach der König. „Wenn der
Fremdling aus der Zukunft kommt, so steht dieses Wissen euch nicht
zu, ihr werdet großes Unheil anrichten, wenn ihr um eine
mathematische Formel aus der Zukunft wißt und diese in einen Umlauf
bringt!“
„Oh
nein, eure Hoheit, welch unglückseliger Tropf bin ich! Nie mehr wird
mir diese Formel aus dem Kopfe fallen, und doch darf ich niemandem
davon künden. Wie weh wird mir!“
„Es
tut mir außerordentlich leid, doch nun geht, ich möchte mit dem
Fremden allein sprechen.“
Der
Weise ging, und der König wandte sich an Joachim.
„Fremder,
ihr habt bewiesen, daß ihr über geheimes Wissen verfügt, so daß
ich mich der Neigung hingebe, euch Glauben zu schenken! Nun sprecht,
was ist Euer Begehr?“
„Eure
Hoheit, ich habe kein Begehr! Ich erfand die Zeitmaschine und reiste
durch die Zeit. Ich war nicht sonderlich darauf vorbereitet, so
landete ich in Eurem Kerker. Nun stehe ich hier vor Euch und bitte um
nichts als Freiheit! Wie gern würde ich zurück in die Zukunft
reisen, denn seht, es verbinden mich so viele Dinge mit der Zeit, aus
der ich komme.“
„Das
verstehe ich, Fremder. Doch wie gern würde ich wissen, ob Eure hohe
Intelligenz uns nicht von Nutzen sein kann.“
„Ich
bin euer Diener, eure Hoheit!“
„Welche
Fertigkeiten besitzt du? Womit verdienst du Lohn und Brot?“
„Nun,
eure Hoheit, ich bin ein Finanzsachbear … ein Kämmerer!“ - Der
König merkte auf. „Ein Kämmerer seid ihr? Ihr setzt die Steuern
fest?“
„So
ist es, eure Hoheit!“
Die
Miene des Königs hellte sich auf. „Welche Steuern gibt es in der
Zukunft? Wer muß sie bezahlen? Wie hoch ist der Anteil des Lohns,
den die Untertanen entrichten müssen?“
Und
Joachim begann zu erzählen. Er schilderte zunächst die grobe
geschichtliche Entwicklung, vor allem, was die Abschaffung der
Monarchie betraf, ging dann auf das Steuersystem der Bundesrepublik
Deutschland ein und stellte die aus seiner Sicht unzureichenden
Punkte dar, um anschließend das von ihm erdachte Steuersystem
vorzustellen. Der König hörte aufmerksam zu. Er war sichtlich
begeistert von den Entwicklungen im allgemeinen, nickte an manchen
Stellen und hob anerkennend die Augenbrauen, als Joachim schließlich
sein Steuersystem vorstellte. Als er fertig war, spendete ihm der
König Beifall. „Bravo, Fremder, oder sollte ich sagen: Joachim?
Euer Steuersystem ist so recht nach meiner Vorstellung. Seid mein
Kämmerer, führt es hier ein in meinem Königreich! Auf daß alle
sich am Gemeinwesen beteiligen! Wenn das Steuersystem erst
installiert ist, so will ich dir die Freiheit schenken! Außerdem
sollst du das halbe Königreich besitzen, und ich werde dir meine
Tochter zur Frau geben!“
Kommentare
-------> PETITION JETZT <------------------
Kommentar veröffentlichen