Ein Maler, der als Kunstfälscher
bekannt geworden war, besuchte eine reiche Frau, mit der ihn eine
lange Freundschaft verband, erstmals auf ihrem Anwesen. Nachdem sie
ihm den Landsitz gezeigt hatte, sagte er zu ihr: „Monika,
stell dir vor, bei dem Rundgang habe ich eines meiner früheren Werke
entdeckt. Jedoch, du mußt es mir nachsehen, kann ich unter keinen
Umständen verraten, welches Bild es ist.“ Die reiche Frau sah ihn
an und zuckte mit den Schultern: „Ich hatte mir sowieso gedacht,
daß unter meinen Gemälden eine Fälschung ist. Weißt du, ich will
es gar nicht wissen. Danke, daß du mich besucht hast. Ich geleite
dich noch zur Tür.“
Doch
in der Nacht konnte die reiche Frau nicht schlafen. Sie wälzte sich
im Bett umher und überlegte krampfhaft, welches Bild Ergebnis eines
Fälschungsprozesses sein könnte.
Am
nächsten Morgen rief sie den Künstler an. „Bitte sage es mir, ich
muß es wissen!“ „Tut mir leid, das kann ich nicht tun. Ich
selbst werde vielleicht noch dreißig Jahre leben, aber meine Kunst
ist für die Ewigkeit.“ „Ich gebe dir so viel Geld, daß du nie
wieder ein Bild malen mußt!“ „Aber ich male für mein Leben
gern.“
Einige Jahre später hatte die reiche
Frau mit Platznot zu kämpfen. Sie wollte Gemälde verkaufen, um
Platz für neue zu schaffen. Ein Kunsthändler kam und besah die
Gemälde. Er wies auf ein Landschaftsbild
von Max Ernst. „Ich
bin überwältigt! Wissen Sie, daß dieses Werk unbekannt ist? Wie
lange ist es schon im Besitz des Hauses?“ Die reiche Frau war
überrascht. „So weit ich weiß, kam es durch Schenkung
befreundeter Industrieller in den Besitz der Familie. Ich müßte mal
meine Mutter ...“ „Nicht nötig, nicht nötig. Es kommt immer mal
wieder vor, daß wir solche Schätze bergen. Das Werk wird vermutlich
in zweistelliger Millionenhöhe weggehen.“ Wenn der wüßte, dachte
die reiche Frau, die sich auf einmal an den Besuch des Malers
erinnerte.
Der
Kunsthändler bemerkte ihre Unsicherheit. „Was haben Sie? Sie
schauen ja so, als sei das hier eine Kunstfälschung.“ Die reiche
Frau erschrak ziemlich, ließ es sich aber nicht anmerken. „Da
haben Sie mich erwischt“, sagte sie gespielt scherzhaft, was sich
aber anhörte, als meine sie es wirklich ernst. Der Kunsthändler
hatte schon viel erlebt und überspielte die Reaktion der reichen
Frau. „Aber im Ernst“, schob sie nach, „ich hänge sehr an dem
Bild. Aber ich zeige Ihnen eines, das sicher auch sehr wertvoll ist.“
Sie
verließ den Spiegelsaal und kehrte nach einiger Zeit mit einem etwa
einen Meter im Quadrat abmessenden Gemälde zurück. Triumphierend
hielt sie es dem Kunsthändler hin. „Was sagen Sie dazu?“ Das
Bild zeigte einen Clown, der eine Katze streichelte. Es dominierten
die Farben Lila, Türkis und Silbern, zusätzlich war auf das gesamte
Bild Glitzer aufgetragen.
Der
Kunsthändler sah das Bild wenige Sekunden an. Dann sah er langsam
zur reichen Frau hoch. „Ich gebe Ihnen fünfzig Euro dafür. Ich
brauche noch ein Geschenk für das Schrottwichteln.“ „Wollen Sie
dieses Bild etwa verschrottwichteln?“ „Nein, ich habe das nur im
gleichen Satz gesagt“, entgegnete der Kunsthändler, dachte sich
aber: Von wegen, das habe ich natürlich NICHT nur im gleichen Satz
gesagt, das ist das perfekte Kunsthändler-Schrottwichtel-Geschenk!
Ich freue mich schon auf das Gesicht eines geschätzten Kollegen! Der
wird dumm aus der Wäsche gucken!
Gesagt,
getan. Der Kunsthändler kaufte das Clown-Bild.
Eine
Woche später kam der Freund mal wieder zu Besuch. Die reiche Frau
führte ihn herum, um ihm ihre neuen Anschaffungen zu zeigen. Nach
dem Rundgang fragte er sie, wo das Clownbild sei. „Ach das, das war
ja nicht so mein Geschmack, da habe ich es verkauft. Ich brauchte
Platz für ein neues Bild. Mensch, du hast ja ein Gedächtnis, daß
du dich daran erinnerst! Zuerst wollte ich ja das Bild von Max Ernst
verkaufen, aber der Kunsthändler kannte es nicht, und da hielt ich
es für deine Fälschung, und wenn das rausgekommen wäre, dann
hätten sie mich nachher ins Gefängnis gesteckt!“ „Verstehe“,
sagte der in seiner Vergangenheit gefälscht Habende. „Wieviel hast
du für das Bild bekommen?“ „Fünfzig Euro.“ „Verstehe“,
sagte der Frager und verzog etwas die Miene. Er ging noch mal zur
Toilette, dann hatte er es auf einmal eilig, wegzukommen.
Als
er weg war, wählte die reiche Frau eine Nummer. „Ja, hallo?
Verbinden Sie mich bitte mit dem Kunstauktionshaus „Sotheby's“!
Danke! Was? Es wird seit achtzig Jahren nicht mehr verbunden, sondern
ich soll bitteschön einfach selber da anrufen? Können Sie mich
nicht weiterleiten? Ja, ich warte.“
Währenddessen klingelte es an der Tür. Der Butler ging und öffnete.
Am anderen Ende der Telefonleitung ging jemand ran. „Ja, hallo, Auktionshaus Sotheby's? Ich möchte gern ein Bild verkaufen. Von Max Ernst. Ja, ich warte.“
In diesem Augenblick betrat der vormalige Kunstfälscher das Telefonzimmer. Als er die reiche Frau sah, hob er an, zu sprechen: „Ich wollte nur eins klarstellen!“ Die reiche Frau sah ihn irritiert an. „Was machst du denn hier?“ „Ich wollte nur sagen, daß ich das Clown-Bild ...“ Er wurde unterbrochen von dem neuen Gesprächspartner am anderen Ende der Telefonleitung.
„Ja, hallo? Ja, ich möchte ein Bild von Max Ernst verkaufen. Es ist ein bisher unbekanntes Landschaftsbild. Ja … Ja … Hm ...“
„Also, noch mal wegen dem Clown-Bild …“, meinte der Kunstfälscher.
Die reiche Frau gab noch ihre Adresse an, dann legte sie auf.
Der inzwischen nicht mehr Kunst Fälschende hob erneut an. „Das Clown-Bild: Ich habe es gemalt!“ Die reiche Frau sah ihn leicht genervt an. Er setzte hinterher: „Das schwebte zwar schon im Raum, aber ich mag es nicht, wenn der Leser am Ende der Geschichte mit seinen Vermutungen alleingelassen wird. Also, ist das jetzt klar?“
Währenddessen klingelte es an der Tür. Der Butler ging und öffnete.
Am anderen Ende der Telefonleitung ging jemand ran. „Ja, hallo, Auktionshaus Sotheby's? Ich möchte gern ein Bild verkaufen. Von Max Ernst. Ja, ich warte.“
In diesem Augenblick betrat der vormalige Kunstfälscher das Telefonzimmer. Als er die reiche Frau sah, hob er an, zu sprechen: „Ich wollte nur eins klarstellen!“ Die reiche Frau sah ihn irritiert an. „Was machst du denn hier?“ „Ich wollte nur sagen, daß ich das Clown-Bild ...“ Er wurde unterbrochen von dem neuen Gesprächspartner am anderen Ende der Telefonleitung.
„Ja, hallo? Ja, ich möchte ein Bild von Max Ernst verkaufen. Es ist ein bisher unbekanntes Landschaftsbild. Ja … Ja … Hm ...“
„Also, noch mal wegen dem Clown-Bild …“, meinte der Kunstfälscher.
Die reiche Frau gab noch ihre Adresse an, dann legte sie auf.
Der inzwischen nicht mehr Kunst Fälschende hob erneut an. „Das Clown-Bild: Ich habe es gemalt!“ Die reiche Frau sah ihn leicht genervt an. Er setzte hinterher: „Das schwebte zwar schon im Raum, aber ich mag es nicht, wenn der Leser am Ende der Geschichte mit seinen Vermutungen alleingelassen wird. Also, ist das jetzt klar?“
Anm.
d. Red.: Parallelen zu real existierenden Personen sind unseres
Erachtens nicht zu verleugnen, oder?
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