Ignaz Kropesch ist 67 Jahre alt, strahlt aber dennoch eine satte
Portion Jugendlichkeit aus. Er trägt einen rötlich blonden Stalinschnauzer und
hat ein faltenloses, kinderhaftes Gesicht, das übergangslos in seine schimmernde
Glatze mündet. Sobald er anfängt zu reden, beginnt er stets zu lächeln. Seine
heitere Art führt er auf seinen tiefen Glauben zurück. Kropesch sitzt, während wir
das Interview mit ihm führen, auf seinem neu angeschafften Plastikklappstuhl.
Er ist ein sehr ruhiger und bedachter Mensch.
Dass ihn eine bedeutende deutsche Boulevardzeitung im Jahr 2015 als den „Quacksalber-Papst“ auf ihrem Titelblatt zu brandmarken versuchte, ist ihm ziemlich egal – Kropesch bezeichnet sich selbst als Arzt, er möchte von anderen gerne „Herr Doktor“, oder noch lieber „Herr Professor“ genannt werden. Doch Medizin hat er nie studiert. Er ist eigentlich Kunsthistoriker, er habe über die Architekturgeschichte zum Heilen gefunden. Das klingt paradox, das sagt er selbst. Doch wenn man ihn ausreden lasse, werde man ihn verstehen. Denn eigentlich arbeite ein Mediziner kaum anders als ein Denkmalschützer oder Handwerker, der Schäden an einem Haus ausbessert.
Dass ihn eine bedeutende deutsche Boulevardzeitung im Jahr 2015 als den „Quacksalber-Papst“ auf ihrem Titelblatt zu brandmarken versuchte, ist ihm ziemlich egal – Kropesch bezeichnet sich selbst als Arzt, er möchte von anderen gerne „Herr Doktor“, oder noch lieber „Herr Professor“ genannt werden. Doch Medizin hat er nie studiert. Er ist eigentlich Kunsthistoriker, er habe über die Architekturgeschichte zum Heilen gefunden. Das klingt paradox, das sagt er selbst. Doch wenn man ihn ausreden lasse, werde man ihn verstehen. Denn eigentlich arbeite ein Mediziner kaum anders als ein Denkmalschützer oder Handwerker, der Schäden an einem Haus ausbessert.
Ignaz Kropesch betreibt seit 1980 in Groß-Oelze (Weser) eine
eigene Praxis, in der er „Heilungen nach dem Kropesch-Prinzip“ anbietet. Was
dieses Prinzip auszeichnet, warum er den Menschen als Haus betrachtet und wieso
das Gespräch eskalieren musste, das erfahren Sie in unserem Interview mit ihm.
KREMagazin: Herr Kropesch, schön haben Sie es hier in Groß-Oelze. (grinst und lacht)
KREMagazin: Herr Kropesch, schön haben Sie es hier in Groß-Oelze. (grinst und lacht)
Kropesch: Warum lachen und grinsen Sie?
KREMagazin: Entschuldigung … das hat nur damit zu tun, dass
wir hier im trostlosen Groß-Oelze, im totesten Teil Niedersachsens sind. Und
unser Witz, dass Sie es hier schön haben … da mussten wir einfach lachen.
Kropesch: Ah ja, einen guten Humor haben Sie, gefällt mir.
(grinst und knurrt)
KREMagazin: Zurück zum Thema. Sie arbeiten als Mediziner,
obwohl Sie nie Medizin studiert haben. Eigentlich sind Sie Kunsthistoriker.
Warum arbeiten Sie dann nicht einfach als Kunsthistoriker?
Kropesch: Nun, wie Sie richtig festgestellt haben, komme ich
aus der Kunstgeschichte. Was ich in meiner architekturgeschichtlichen Dissertation
herausgefunden habe, das hat mich quasi dazu gezwungen, Mediziner zu werden.
Ich verstehe mich einerseits als Wissenschaftler und andererseits, praktisch in
der Konsequenz daraus, als Heiler … Arzt … Mediziner, wie auch immer Sie das
nennen mögen.
KREMagazin: Dann erklären Sie uns doch bitte den
wissenschaftlichen Unterbau Ihrer, mit Verlaub, obskuren Theorie. (grinst)
Kropesch: Na hören Sie mal. (lacht) Ach Quatsch, ich witzel‘
nur. Hier darf jeder seine Meinung sagen. Also … wo waren wir … richtig … im
Jahr 1979 habe ich meine Diss. (Anm. d. Red.: Dissertation) mit dem Titel „Der
Mensch als Haus – Parallelen biologischer und architektonischer Strukturen“ an
der Universität eingereicht. Im Wesentlichen geht es darum, dass der
menschliche Körper in seinen einzelnen Bereichen eine große Ähnlichkeit zu
Gebäuden aufweist.
KREMagazin: Interessant. Aber können Sie das vielleicht noch
ein bisschen ausführen?
Kropesch: Gerne. In meiner von der Universität nicht
angenommenen Arbeit besteht die Grundannahme darin, dass es nicht zu
übersehende Ähnlichkeiten zwischen Menschen und Häusern gibt. Betrachten wir
zum Beispiel einmal den „Roten Haubarg“ in Nordfriesland. Dieses eindrucksvolle
Gebäude aus dem 17. Jahrhundert sieht mit seiner großen klotzartigen Form und
seinem Reetdach wie ein dicker Mann mit einer etwas ungepflegten Frisur
aus. Gerade das Reet erinnert doch stark an menschliche Haare. Der Schluss in
meiner Arbeit lautet an dieser Stelle: das Dach ist der Kopf, die Dachziegel
oder etwa Reet oder Schieferplatten entsprechen der Frisur. Ich denke, dass
meine Argumentation so bestechend ist, da sie der menschlichen Intuition in
keiner Weise widerspricht.
KREMagazin: Das klingt wirklich bescheuert.
Kropesch: Warten Sie mit Ihrem Urteil, die Analogie geht
weiter. Die Fenster sind die Augen, die Fensterläden sind die Augenlider, die
Tür ist der Mund, das Fachwerk beziehungsweise das Stahlgerüst ist das
menschliche Skelett, die Fassade ist die Haut, die Treppen sind die Blutbahnen.
Muss man das wirklich weiter ausführen oder merken Sie inzwischen selbst, dass
ich nicht falsch liegen kann?
KREMagazin: Nun ja, also in gewisser Weise…
Kropesch: …Ha! Da habe ich Sie!
KREMagazin: Jetzt warten Sie mal. Dass man manche Bauteile
irgendwie in Beziehung setzen kann zu bestimmten Körperteilen ist doch nur
Zufall. Ich könnte auch ein Pferd mit einem Fahrrad vergleichen. Dann wären die
Reifen des Rades die Beine des Pferdes. Aber was ist mit diesem Vergleich
gewonnen?
Kropesch: Herr Vagenicht, an dieser Stelle muss man
weiterdenken. Die reine Feststellung bringt an und für sich in der Tat keinem
etwas. Jedoch ist sie der erste Schritt, um den Menschen auf eine ganz andere
Weise zu verstehen.
KREMagazin: Und zwar wie?
Kropesch: Als das, was er ist. Als Organismus, der, wenn er
frisch errichtet ist, am besten funktioniert. Der aber auch verrotten kann,
wenn er alt wird, und den man ständig in Schuss halten sollte.
KREMagazin: Herr Kropesch, wir haben schon viele
unerträgliche Gestalten hier beim KREM gehabt, aber das, was Sie hier erzählen,
ist an Blödheit wirklich kaum zu überbieten.
Möchten Sie weiter mit mir sprechen oder wollen wir vielleicht besser an dieser Stelle aufhören?
Kropesch: Lieber Herr Vagenicht, das Gespräch bewegt sich gerade in eine Richtung, die mir gar nicht zusagt. Möchten Sie weiter mit mir sprechen oder wollen wir vielleicht besser an dieser Stelle aufhören?
KREMagazin: Da ich dazu verpflichtet bin, dieses Interview
abzuliefern, wäre es mir ganz lieb, wenn wir das Gespräch noch zu Ende bringen
könnten.
Kropesch: Naja gut, dann machen wir das mal. Sie sind
wahrscheinlich einfach etwas gestresst, Herr Vagenicht, stimmt’s? (grinst)
KREMagazin: Herr Kropesch, davon abgesehen, dass es Sie ja
mal gar nichts angeht, wie es um meine Gesundheit bestellt ist, bitte ich Sie,
nicht immer zu grinsen. Kriegen Sie das hin?
Kropesch: Yes, Sir! (lacht, grinst und knurrt)
KREMagazin: Okay, dieser Typ ist mir einfach zu ekelig. Ich
möchte gerne abbrechen.
Anmerkung der Redaktion: Friedemann Vagenicht wird entkabelt
und verlässt zügig den Raum. Rüdiger Fahrenschon setzt sich, bekommt ein
Mikrofon angesteckt und setzt das Interview fort.
KREMagazin: Herr Kropesch, ich weiß nicht, was mit Herrn
Vagenicht los ist. Entschuldigen Sie bitte sein unprofessionelles Verhalten.
Meiner Meinung nach geht das gar nicht. Ich verspreche Ihnen, das wird
Konsequenzen haben.
Kropesch: Ach was, der Herr Vagenicht ist noch jung, haben
Sie Nachsicht, vielleicht läuft’s bei ihm im Privatleben gerade nicht so rund.
KREMagazin: Lassen Sie das man meine Sorge sein, er wird die
volle Härte des KREMs zu spüren bekommen. Wir handhaben das hier immer so. Aber
lassen Sie uns bitte über Sie sprechen. Nachdem Sie die Grundthesen ihrer nicht
angenommenen Dissertation (lacht) referiert haben, sollten Sie bitte noch vom
Kropesch-Prinzip erzählen.
Lassen Sie uns nach dem Gespräch noch ein Bier trinken.
Kropesch: Sie finden lustig, dass meine Dissertation nicht angenommen wurde? Humor hat der Mann. Lassen Sie uns nach dem Gespräch noch ein Bier trinken.
KREMagazin: Gerne. Aber erzählen Sie uns doch bitte noch
kurz von ihrer Heilmethode.
Kropesch: Um ehrlich zu sein, würde ich gerne nichts Weiteres dazu sagen. Seit kurzem befinde ich mich in einem Prozess, in dem das Kropesch-Prinzip der Hauptgegenstand ist. So eine saublöde Sammelklage ist das … naja … soviel kann ich dazu schon sagen: 762 Personen bezichtigen mich der schweren und gefährlichen Körperverletzung. Ich denke, mehr sollte ich jetzt aber nicht erzählen. (grinst)
KREMagazin: Warum hat mir keiner gesagt, dass wir hier so
einen Irren haben?
Kropesch: Na gut, eine kleine, etwas konkretere Einzelheit
kann ich über meine Methode schon noch Preis geben.
KREMagazin: Ich bin gespannt. (macht ein angsterfülltes
Gesicht)
Kropesch: Es ist ja nun mal so, dass manche Häuser leider
abgerissen werden müssen. Da kann man nichts mehr reparieren und auch Bauteile
austauschen bringt nichts mehr, da muss man abreißen. Zum Beispiel, wenn das
gesamte Baumaterial billig hergestellt und verfallen oder schon sehr alt und
verrottet ist. Denken Sie etwa an Hausschwamm. In diesem Fall spreche ich von
„endgültig mangelhafter Bausubstanz“. Viele meiner ehemaligen Patienten und jetzigen
Kläger wiesen meiner Meinung nach solche „endgültig mangelhafte Bausubstanz“
auf. Herr Fahrenschon, Sie wissen, wie man Häuser abreißt? Mit dem Bagger, mit
der Abrissbirne, und was es da noch so für Methoden gibt. Da ich meine
Patienten genau wie Häuser behandelt habe, Stichwort „der Mensch als Haus“,
können Sie sich jetzt vielleicht etwas besser vorstellen, warum ich zum Thema
Kropesch-Prinzip schweigen sollte … nun, soviel will ich zum Schluss dann doch
noch sagen: Haben Sie schon mal einen Menschen mit einer Abrissbirne bearbeitet?
Haben Sie das, Herr Fahrenschon? (grinst und knurrt)
KREMagazin: Ich will hier weg!
Anmerkung der Redaktion: Rüdiger Fahrenschon nimmt schnell
sein Mikrofon ab und eilt zur Tür hinaus.
Kropesch: Tschüs! Bis bald mal!
Das Gespräch führten Friedemann Vagenicht und Rüdiger
Fahrenschon
Kommentare
Ich bin echt enttäuscht von euch! Deabo und Daumen runter!
Schalten Sie alle mal ihr verdammtes Gehirn ein, bevor Sie uns kritisieren!
Herzlichst, Rüdig.Fahre. (so werde ich mich zukünftig immer abkürzen)
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