Sehr geehrte Damen und Herren! Ich
möchte Sie recht herzlich begrüßen zu unserer
Informationsveranstaltung zum Laternenkonzept und freue mich, dass
Sie so zahlreich erschienen sind.
Bis jetzt hat er abgelesen, jetzt löst
er zögerlich den Blick von seinem offensichtlich nur mit Stichworten
gespickten Zettel.
Beleuchtung ist ein weites Feld – ob
blaues oder gelbes Licht, also, das ist ja nicht wirklich blau,
sondern …
Er bekommt Farbe und starrt wieder auf
den Zettel.
… oder halt gelb, sondern es gibt –
hat halt logischerweise verschiedene Farb … töne. Also …
Herzlich willkommen.
Können Sie etwas lauter sprechen?
Äh … ja, natürlich. Soll ich jetzt
… noch mal von vorne …
Er sieht blöd ins Publikum.
Also: HERZLICH WILLKOMMEN ZUR
INFORMATIONSVERANSTALTUNG ZUM LATERNENKONZEPT.
Entschuldigen Sie …
JA?
Ich bin gerade irgendwie unzufrieden
mit der Sitzordnung hier im Saal. Das ist mir zu hierarchisch. Hätten
Sie was dagegen, wenn wir die Stühle irgendwie kreisförmig stellen?
TJA … Das ist jetzt etwas unpraktisch
… Ich stehe ja quasi …
Lauter!
ICH STEHE JA QUASI VORNE … ALSO VOR
IHNEN … UND SIE MÜSSEN MICH ANSCHAUEN … ALSO … IST KEIN ZWANG,
ABER … ÄH …
Ich schließe mich meinem Vorredner an.
Wir hören Sie doch auch, wenn wir im Kreis sitzen.
NA … OKAY.
Allgemeines Stühlerücken. Keine fünf
Minuten später steht der Stuhlkreis. Herr Kaub stellt sich in die
Mitte.
SO, DANN NOCH MAL HERZLICH WILLKOMMEN …
Entschuldigung, aber müssen Sie in der
Mitte stehen? Dadurch ist irgendwie sofort wieder die Hierarchie da.
Sie können doch da bleiben, wo Sie standen.
Aber dann stehe ich außerhalb des
Kreises …
Müssen Sie immer im Mittelpunkt
stehen?
Nein … darum geht's doch gar nicht …
Es ist nur akustisch schwierig …
Ich würde sagen, wir probieren das
einfach mal jetzt.
Herr Kaub stellt sich wie gewünscht
außerhalb des Kreises.
OKAY. DANN WÜRDE ICH SAGEN, STELLE ICH
IHNEN JETZT MAL DIE PLANUNG VOR, DIE DAS BÜRO lichtkonzept FÜR DIE
GEMEINDE ERSTELLT HAT …
Mit Verlaub, aber jetzt sind Sie
irgendwie noch beschissener zu verstehen als vorher.
TJA, DARUM WOLLTE ICH JA IN DIE MITTE …
ICH WÜRDE SAGEN, DAS MACHE ICH JETZT …
Oder wir drehen uns einfach alle um.
WIE MEINEN SIE …
Doch es geht schon los. Alle drehen
ihre Stühle um und sitzen nach drei Minuten mit dem Rücken zum
Zentrum.
BIN ICH JETZT NICHT NOCH SCHLECHTER ZU
VERSTEHEN?
Ja, irgendwie nicht so prall, diese
Sitzordnung.
GUT, ICH WÜRDE SAGEN, WIR KEHREN DOCH
WIEDER IN DIE URSPRÜNGLICHE …
Können Sie nicht immer im Kreis
rumgehen? Dann versteht man immerhin zwischendurch immer mal was und
kann sich vielleicht den Rest erschließen. Wer ist dafür?
Viele melden sich. Einige drehen sich
auf ihren Sitzen um, um das Abstimmungsergebnis zu sehen. Einer zählt
die Meldungen.
Das wäre eine Mehrheit.
Herr Kaub geht los.
WIE GESAGT, MÖCHTE ICH DAS KONZEPT
VORSTELLEN, DASS DIE FIRMA lichtkonzept erstellt hat. Dazu habe …
Bitte sprechen Sie lauter!
DAZU HABE ICH HIER EINIGE ABBILDUNGEN
MITGEBRACHT. ICH SCHLAGE VOR, ICH LASSE SIE MAL RUMGEHEN.
Er gibt dem vor ihm Sitzenden einige
A3-Blätter.
ALSO, AUF DEM ERSTEN BLATT SEHEN SIE
DIE SOGENANNTE NULLVARIANTE, DAS HEISST …
Könnte man das nicht besser an die
Wand werfen, sonst kommen ja alle durcheinander!
DANN MÜSSTEN SIE ABER WIEDER IN EINE
RICHTUNG …
Wieder Stühlerücken. Immer mehr
Besucher setzen sich in die Ausgangsposition zurück. Andere beharren
auf der kreisförmigen Sitzordnung. Es kommt zu Diskussionen.
Schließlich sitzen 80 % der Besucher in Richtung der
Projektionsfläche, während die übrigen 20 % demonstrativ
wegschauen.
So … dann muss jetzt nur noch der
Beamer … ah ja …
Lauter bitte!
ICH MUSS JETZT DEN BEAMER ANKRIEGEN.
Der Projektor beginnt zu laufen. Auf
dem Bildschirm sieht man den ersten Plan.
VIELLEICHT … ES WÄRE GANZ PRAKTISCH,
WENN JETZT ALLE SICH DOCH WIEDER ZU MIR UMDREHEN VIELLEICHT.
Ein Besucher kehrt aus der
kreisförmigen Sitzordnung zurück in die Ausgangsstellung. Ein
anderer dreht sich um, winkt aber ab. Zwei tuscheln miteinander, ein
weiterer scheint zu schlafen.
ALSO … DIE SOGENANNTE NULLVARIANTE
KANN MAN JETZT HIER SEHEN. DAS IST QUASI … WENN MAN JETZT KEINE
ÄNDERUNGEN VORNIMMT, ALSO SOZUSAGEN DER VORGEFUNDENE ZUSTAND VON DEM
BÜRO, ALSO WIE SIE DIE BELEUCHTUNGSSITUATION VORGEFUNDEN HABEN.
Was meinen Sie mit
Beleuchtungssituation?
ÄH … DAS IST QUASI … ALSO DIE
BELEUCHTUNG, WIE SIE JETZT GERADE IST. ALSO NACHTS – ABENDS. WENN
DIE LATERNEN AN SIND. SO, UND HIER AUF DER NÄCHSTEN FOLIE SIEHT MAN
JETZT, ALSO DAS Büro sollte in mehreren Varianten …
Man kann hier hinten NICHTS hören!
OKAY. ALSO, DAS BÜRO SOLLTE IN
MEHREREN VARIANTEN PRÜFEN SOZUSAGEN, WELCHE BELEUCHTUNGS …
SITUATION UNTER MINIMALEM EINSATZ VON MITTELN DEN GRÖSSTMÖGLICHEN
NUTZEN ENTFALTET. HIER SIEHT MAN JETZT VARIANTE 1A …
Ein Mann vorgerückten Alters raschelt mit Papier.
Ich habe hier eine Variante 6!
JA, DAS IST JETZT UNPRAKTISCH, DASS SIE
NICHT NACH VORNE GUCKEN …
Variante 6 ist ja furchtbar! Da krieg
ich nachts kein Auge mehr zu! Wer hat sich denn so was ausgedacht.
Mein Schlafzimmer geht genau hier raus, wo jetzt diese Laterne
hinkommt! Hallo? Jemand zu Hause da oben?
Ein Mann mit Halbglatze ist
aufgestanden und kreist mit dem Finger oberhalb seiner Stirn.
Ein anderer mit gestreiftem,
kurzärmligem Hemd, ergreift das Wort:
Ich verstehe sowieso nicht, warum wir
überhaupt irgend was ändern müssen. Bisher sind wir doch auch alle
irgendwie zurechtgekommen.
Ein dritter mit beigefarbener Weste
steht auf:
Das muss man sich mal überlegen, wofür
die unser Geld ausgeben! Ich mein, das sieht man doch auf Anhieb, wo
man eine Laterne braucht. Es gibt nur eine Stelle, das ist JEDEM SEIT
JAHREN bekannt, an der Bushaltestelle am Markt, da ist es
zappenduster. So, da stellt man einfach eine Laterne hin und fertig.
Aber nein, muß natürlich wieder ein Konzept gemacht werden. Die
zwanzigtausend hättet ihr mir geben können, ich hätte euch auch so
was planen können!
Gelächter im Saal, das in allgemeines
Gemurmel übergeht. Die Leute stehen auf und gehen.
Kommentare
Es wird jetzt nicht diskutiert!
Du nimmst den Text auf der Stelle wieder runter und kommst in mein Büro geklettert, aber DALLI!
Du überschätzt in letzter Zeit deine Stellung hier im KREM gewaltig. Mußmath hat schon die eine oder andere Bemerkung gemacht ... "Christoph 'Penner' Teusche, dieser Dämlichkeitsmensch, haha. Okay Rüdiger, darf ich jetzt wieder aufhören, auf deinen Befehl hin O-Töne gegen Christoph aufzusagen? Warum soll ich das überhaupt machen? Ehrlich gesagt finde ich ihn deutlich kompetenter als dich ... Moment mal ... hast du da ein Aufnahmegerät unter deinem Pullover?!?! Lässt du mich hier Sätze aufsagen, um sie dann gegen jemanden zu verwenden? Du kranker Mensch..."
So Christoph, was sagst du jetzt?
Übrigens hat mir Mußmath 10 % vom KREM angeboten. Verkaufst du? In dem Fall würde ich dich entlassen, aber laß dich dadurch nicht von deinem Plan abbringen.
Wie dem auch sei, du hast hier keine Zukunft mehr!
Spaß beiseite! Ich fände es schön, wenn wir kommendes Wochenende ein Grillfest organisieren könnten. Da das letzte ja gehörig in die Hose gegangen ist, würde ich mich freuen, wenn wir einen neuen Anlauf nehmen könnten. Christoph, Rüdiger, kümmert euch bitte um alles.
Beste Grüße
Gero Mußm.
Ach, und noch was: Das "2-mal-51-Prozent-Prinzip" ist nicht "bescheuert" und "unmathematisch", wie du immer sagst. Ganz im Gegenteil, es macht die Mathematik verletzlich. Anders als du stellen Christoph und ich uns aber schützend vor sie und beschimpfen sie nicht noch.
So, jetzt ihr, KREM!
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