„Er [Anm. d. Red.: Kurfürst Friedrich III. von Preußen] will
architektonisch anspruchsvolle Bauten errichten, die Künste und die
Wissenschaften fördern und nicht zuletzt eine verschwenderische
Repräsentation betreiben.“
(Helmut Zschocke, Die Berliner Akzisemauer, Berlin 2007, S. 15)
Friedrich III. steht im Kabinettssaal seines prunkvollen, aber noch recht gewöhnlichen Renaissanceschlosses und sinniert über seine Pläne. Er spricht zu seinem Diener, der wortlos danebensteht und sich immer verbeugt, wenn Friedrich ihn ansieht.
„Ach ja, nun will es wieder Abend werden über dieser schönen Stadt. Meine Ahnen werden einst von einer Stadt aus regieren, die der Mittelpunkt Europas, wenn nicht der Nabel der Welt sein wird. Berlin, du majestätische Stadt! Gut, es gibt noch einiges zu tun, aber es ist nichts unmöglich. Architektonisch anspruchsvolle Bauten müssen her. Ich lasse dieses Rattenloch endlich zu einer würdigen Residenz ausbauen, im Stile des Barock natürlich, wie es sich gehört. Ich werde den Münzturm auf 94 Meter aufstocken. 94 Meter – wo hat man so was schon gesehen! Da guckt ihr, ihr Fürsten und Könige der Welt, ich werde dem Himmel so nahe sein! Ich werde die Künste fördern! Mal- und Bildhauerkünste sehe ich bereits in befriedigendem Maße vorhanden, was aber ist mit Überlebens-, was mit Rechenkünsten? Auch der Kitsch ist noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Man stelle sich nur vor, es gibt nicht genug Kitsch, den sich jeder Adlige leisten kann, dann ist die Hochkunst ja gar nichts Besonderes mehr! Dann ist Kitsch ja genauso teuer! Und die Wissenschaften, die Wissenschaften machen mir Sorge. Sicher, was die Medizin, die Theologie und die Rechtswissenschaften angeht, mache ich mir keine Sorgen. Aber die Astrologie, die Esoterik und die Scharlatanerie überlassen wir dem Pöbel. Wo soll das hinführen? Womit sollen denn Adlige ohne Verpflichtungen ihre Zeit vergeuden, mit Leibniz etwa? Das ist dem normalen Adligen doch viel zu hoch. Etwas Seichtes muß es sein, daß sich trotzdem nach Wissenschaft anfühlt.
Aber das größte Kopfzerbrechen bereitet mir die Verschwendungssucht: Als reformierter Protestant ist mir Prunksucht eigentlich zuwider, aber meine schiefe Schulter hat mir einen Spitznamen bei den Berlinern, diesem kulturlosen Volk in einer majestätischen Stadt, eingebracht, der „schiefe Fritz“. Das muß ich durch wahnsinnigen Luxus kompensieren.
Ich werde Alleen anlegen! Mitten durch Wälder hindurch werde ich Alleen anlegen, das bedeutet, ich muß alle Bäume fällen lassen, die nicht genau an der Straße stehen! Eine Allee soll unter dem Namen „B1“ nach Potsdam führen, dieser schönen und majestätischen Stadt! Oh, Potsdam ist wahrlich schön! Oh, wie schön ist Potsdam! Aber genug davon – zurück nach Berlin. Ich werde Straßen anlegen lassen, die eine Bordsteinkante haben sollen, nur weil ich es kann. In der Mitte sollen Kutschen fahren, die Fußgänger aber sollen an der Seite laufen. Ich werde die teure Festung um die Stadt, die gerade erst fertig geworden ist, wieder schleifen lassen. Sie hatte nie eine wirkliche Funktion – egal! Ich lasse eine breite Straße anlegen in der Neustadt, um sie herum lasse ich hohe Häuser errichten, obwohl wir gar nicht genug Einwohner haben – einfach für das Auge. Die Straße wird natürlich nach mir benannt, Friedrichstraße soll sie heißen, und die Menschen werden auf dem Bürgersteig stehen, den ich extra pflastern lassen werde, und mir zuwinken, wenn ich durch sie zum eigens nach meinen Plänen umgestalteten Tiergarten fahre. Das sollte vorerst reichen. Wer braucht Potsdam – ich mache mir mein eigenes, also mein zweites Potsdam, meine ich.“
Friedrich III. steht im Kabinettssaal seines prunkvollen, aber noch recht gewöhnlichen Renaissanceschlosses und sinniert über seine Pläne. Er spricht zu seinem Diener, der wortlos danebensteht und sich immer verbeugt, wenn Friedrich ihn ansieht.
„Ach ja, nun will es wieder Abend werden über dieser schönen Stadt. Meine Ahnen werden einst von einer Stadt aus regieren, die der Mittelpunkt Europas, wenn nicht der Nabel der Welt sein wird. Berlin, du majestätische Stadt! Gut, es gibt noch einiges zu tun, aber es ist nichts unmöglich. Architektonisch anspruchsvolle Bauten müssen her. Ich lasse dieses Rattenloch endlich zu einer würdigen Residenz ausbauen, im Stile des Barock natürlich, wie es sich gehört. Ich werde den Münzturm auf 94 Meter aufstocken. 94 Meter – wo hat man so was schon gesehen! Da guckt ihr, ihr Fürsten und Könige der Welt, ich werde dem Himmel so nahe sein! Ich werde die Künste fördern! Mal- und Bildhauerkünste sehe ich bereits in befriedigendem Maße vorhanden, was aber ist mit Überlebens-, was mit Rechenkünsten? Auch der Kitsch ist noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Man stelle sich nur vor, es gibt nicht genug Kitsch, den sich jeder Adlige leisten kann, dann ist die Hochkunst ja gar nichts Besonderes mehr! Dann ist Kitsch ja genauso teuer! Und die Wissenschaften, die Wissenschaften machen mir Sorge. Sicher, was die Medizin, die Theologie und die Rechtswissenschaften angeht, mache ich mir keine Sorgen. Aber die Astrologie, die Esoterik und die Scharlatanerie überlassen wir dem Pöbel. Wo soll das hinführen? Womit sollen denn Adlige ohne Verpflichtungen ihre Zeit vergeuden, mit Leibniz etwa? Das ist dem normalen Adligen doch viel zu hoch. Etwas Seichtes muß es sein, daß sich trotzdem nach Wissenschaft anfühlt.
Aber das größte Kopfzerbrechen bereitet mir die Verschwendungssucht: Als reformierter Protestant ist mir Prunksucht eigentlich zuwider, aber meine schiefe Schulter hat mir einen Spitznamen bei den Berlinern, diesem kulturlosen Volk in einer majestätischen Stadt, eingebracht, der „schiefe Fritz“. Das muß ich durch wahnsinnigen Luxus kompensieren.
Ich werde Alleen anlegen! Mitten durch Wälder hindurch werde ich Alleen anlegen, das bedeutet, ich muß alle Bäume fällen lassen, die nicht genau an der Straße stehen! Eine Allee soll unter dem Namen „B1“ nach Potsdam führen, dieser schönen und majestätischen Stadt! Oh, Potsdam ist wahrlich schön! Oh, wie schön ist Potsdam! Aber genug davon – zurück nach Berlin. Ich werde Straßen anlegen lassen, die eine Bordsteinkante haben sollen, nur weil ich es kann. In der Mitte sollen Kutschen fahren, die Fußgänger aber sollen an der Seite laufen. Ich werde die teure Festung um die Stadt, die gerade erst fertig geworden ist, wieder schleifen lassen. Sie hatte nie eine wirkliche Funktion – egal! Ich lasse eine breite Straße anlegen in der Neustadt, um sie herum lasse ich hohe Häuser errichten, obwohl wir gar nicht genug Einwohner haben – einfach für das Auge. Die Straße wird natürlich nach mir benannt, Friedrichstraße soll sie heißen, und die Menschen werden auf dem Bürgersteig stehen, den ich extra pflastern lassen werde, und mir zuwinken, wenn ich durch sie zum eigens nach meinen Plänen umgestalteten Tiergarten fahre. Das sollte vorerst reichen. Wer braucht Potsdam – ich mache mir mein eigenes, also mein zweites Potsdam, meine ich.“
Kommentare
Rüdiger und Christoph, wie geht es euch?
Das ist ja wunderbar mal wieder von dir zu hören. Wann waren du, Christoph und ich das letzte mal gemeinsam in Slowenien? Das muss mindestens 4 Monate her sein, wenn ich nicht irre.
Wie geht es dir? Was machst du?
Ganz liebste Grüße an die "hübsche" Slowenin
Ja, ich glaube es war sogar erst im Mai, als wir für drei Wochen in Slovenija waren.
Ich arbeite jetzt seit inzwischen 17 Jahren in dieser Draht-Fabrik, aber das weißt du doch oder etwas nicht? :)
Grüß mal den Christoph ganz lieb von mir, ich habe übrigens noch so ein komisches Buch von ihm, was er mal bei mir vergessen hat, "Schweißfüße? Ursachen sinnvoll bekämpfen", das kann er gerne mal abholen.
schön auch von dir zu hören. Danke, daß du wieder mit mir sprichst, trotz dieses kleinen Streits, den wir an den Klippen von Triest hatten.
Ich bin mir aber ganz sicher, daß das Buch von dir war und du es auch behalten wolltest. In dem Buch ist nämlich noch ein Zettel, wo draufsteht: "Dieses Buch, in welchem es um STINKEFÜSSE geht, steht im Eigentum des Christoph Teusche und dies wird es auch immer tun. Wenn dieses Buch von mir verliehen wird, muss es so schnell wie möglich wieder zurück zu mir.
Gezeichnet: Christoph Teusche"
Das spricht für sich bzw. für dich, oder?
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