Der Tag der Entscheidung brach an.
Tibor war sehr nervös. Er war sich sicher: Die Wärter konnten
ihm die Fluchtpläne förmlich am Gesicht ablesen. Morgens, bei der
ersten Fütterung, hatte er so verdächtig zu ihm rübergesehen. Er
hatte dann den Wärter bewußt ignoriert und scheinbar interessiert
zu den Bonobos herübergesehen, die sich spontan entblößten.
Angewidert wandte er sich ab. Bestimmt hatten die Wärter schon alle
möglichen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Er, nein, sie alle würden
erbärmlich in die Falle laufen. Oder bildete er sich alles nur ein?
Der Tag verging quälend langsam.
Hunderte Male war er den Fluchtplan durchgegangen. Es konnte nur
schiefgehen, er war sich sicher. Aber vielleicht war das ja auch ein
gutes Zeichen. Das hatte Zibor gesagt: Wenn man nervös sei, schärfe
das die Aufmerksamkeit. Der Plan sei wasserdicht, es könne gar
nichts schiefgehen.
Er ging zur Essensstelle und sah nach,
ob es etwas gab, was er mochte. Ein ehrfürchtiges Raunen setzte ein,
als er eintraf. Die Schimpansen hatten von seiner Rolle erfahren und
waren voller Bewunderung für diesen komischen, geflügelten
Nichtaffen. Sie boten ihm ihr Essen an. „Du mußt dich stärken!“,
sagten sie und „Iß man, gefiederter Freund!“. Also aß er, er
probiete viele neue Sachen aus und staunte über die Vielfalt des
Primaten-Speiseplans.
Der Abend rückte näher. Noch standen
zwei Besucher vor dem Gehege. Ein kleiner mit piepsiger Stimme
erzeugte mit einem kleinen viereckigen Gegenstand ein grelles Licht,
lachte und zog dann seinen ausgewachsenen Begleiter mit sich fort.
Ein paar Schimpansen setzten sich auf die Tür, um ein letztes Mal
ihr Glück des Weitscheißens zu versuchen. Dann schloß der Zoo, gut
hörbar durch einen dumpfen Gong. Die Affen brachten sich in
Position. Die Rebellen standen aufgereiht und fletschten die Zähne.
Die meisten hatten Glücksbringer, meist Essensreste, Stöcke oder
versteinerte Exkremente. Sie hielten sie fest in der Hand. Die
Rebellen waren ein obskurer Haufen. Tibor stand direkt neben der Tür
und ging das letzte Mal seinen Fluchtplan durch.
Dann öffnete sich die Tür. Zwei
Wärter kamen herein. Einer hatte einen Behälter mit Futter in
einer Schubkarre und brachte ihn zum Essensplatz, der andere blieb in
der Tür stehen und sah die aggressiv dreinblickenden Affen prüfend
an. Tibor dachte nicht lange nach. In einem unbeobachteten Moment
flutschte er zwischen Wärter und Tür in den Raum. Der Wärter
drehte sich um und lief ihm hinterher. Er war sehr schnell. Tibor
konnte den Knopf sehen, aber er war zu weit entfernt, als daß er zu
ihm gelangen konnte, bevor der Wärter ihn erreichte. In der nächsten
Sekunde ergriff ihn der Wärter bei den Flügeln und ob ihn hoch.
Tibor begann wie wild, auf die ihn umfassenden Arme einzuhacken, er
hackte wie besinnungslos, er zog an den Fingern, er bohrte tiefe
Löcher in des Wärters Hände. Der Wärter schrie vor Schmerz, ließ
ihn los und rannte zur zweiten Tür. Tibor flatterte hinterher. Der
Wärter öffnete die Tür und warf sie hinter sich zu. Tibor hatte
seinen Schnabel in den Türzwischenraum gesteckt und merkte nun, daß
er mit ihm sehr wohl Schmerz empfinden konnte. Es machte ein
häßliches Geräusch, und er hatte das Gefühl, den Schnabel nicht
mehr öffnen zu können. Aber die Tür blieb offen. Er drückte
dagegen, und sie öffnete sich weiter. Schon kamen die ersten
Schimpansen durch die erste Tür gerannt. Tibor lief, so schnell er
konnte, Richtung Ausgang. Er sah die Kastanie. Er hörte hinter sich
die anderen. Er spürte starken Schmerz im Schnabel, der sich langsam
auf den gesamte Körper ausbreitete. Er merkte, wie Blut an ihm
heruntertropfte. Jetzt war er beinahe beim Ausgang. Nur noch gut zehn
Meter. Längst stand das Tor auf, die Schimpansen waren alle an ihm
vorbeigerannt. Aber sie warteten auf ihn. Er merkte, wie sie entsetzt
in seine Richtung starrten. Er mußte wirklich schlimm aussehen.
Plötzlich fingen sie an, zu schreien und kurz darauf
auseinanderzustieben. Er sah sich um. Zehn Wärter liefen hinter ihm
her, auch der, den er verletzt hatte. Einer hatte ein langes Etwas in
der Hand, das in seine Richtung zeigte. Ein lautes Geräusch ertönte.
Dann war alles still.
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Übrigens: euer beschissenes KREM-App hat mein Smartphone völlig zerstört. Sofort nach dem download hatte ich tausend Viren und immer, wenn ich es gestartet habe, öfnnete sich automatisch der "Online-Friedhof"? Und irgendwann hat mein Handy sich selbst entzündet...Ich will Schadensersatz von euch haben!
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