Professor Wadenkopf saß auf seinen
vier Buchstaben und mampfte genüsslich das mit sehr salziger
Pilzcreme bestrichene Pumpernickel. Da plötzlich klopfte jemand an
die Tür seines Büros. „Ja bitte!“ rief der Professor. Es trat
ein stark übergewichtiger Mann in den Raum. Rote Haare, Anzug, rote
Wangen: „Saltern mein Name,
Sascha Saltern, wir hatten telefoniert.“
„Ja, jaja, genau, vom Managementbüro
'Saltern und Saltern', nicht wahr? Warum eigentlich zweimal Saltern?
Reicht nicht eins?“
„Weil ich das zusammen mit meinem
Bruder betreibe, dem Mario Saltern.“
„Aha. Naja, egal.“
„Ja, also ich bin hier, weil ich die
ersten Flyer für den Archäologielehrpfad dabei habe.“
Der wuchtige Saltern stampfte Richtung
Wadenkopf, der vier neue Pilzcreme-Pumpernickel aus seiner Brotbox
geholt und auf seinen Tisch gelegt hatte.
„So hier, bitte.“
Der Professor nahm die Flyer entgegen
und betrachtete sie mit seiner ihm typischen Uhrmachergenauigkeit.
„Das sind jetzt also alles komplett
verschiedene Entwürfe, die sie gelayoutet haben, ja?“
„So ist es!“
„Und ich soll schauen, welcher am
besten zu unserem Archäologielehrpfad mit dem längsten
Großsteingrab Nordmittel-Europas passt? Dass es sich um das längste
Großsteingrab Mitteleuropas handelt, kann man gar nicht oft genug
sagen!“
„Genau, Herr Wadenkopf. Sie sollen
mir jetzt einfach sagen, welcher Flyer Sie am meisten anspricht und
ob von wissenschaftlicher Seite auch die Ampel auf grün geschaltet
werden kann. Ihre Mitarbeiter haben uns zwar die Informationen und
Fakten zugeschickt, aber trotzdem haben wir im Flyer dann recht frei
formuliert.“
Der Professor hielt in seiner rechten
Hand die Infobroschüre, mit der linken packte er eins seiner
Pilzcreme-Brote aus, er schaute kritisch, als er den Infozettel las.
„Sagen sie, Herr Professor, ich hab
richtig dolle Hunger, dürfte ich eins ihrer Brote haben, bin heute
noch nicht zum essen gekommen, weil ich direkt zur Druckerei musste.“
„Die sind aber mit ziemlich salziger
Pilzcreme bestrichen. Das ist wirklich nicht jedermanns Sache. Mögen
sie Pilzcreme?“
„Weiß ich nicht, ist mir aber auch
egal, ich esse praktisch alles.“
Der Professor gab dem Hungrigen eins
seiner Brote.
„Danke, sehr nett von Ihnen. Das
wandert gleich in meinen Magen!“
Der Professor war irritiert von der
Direktheit seines Gegenübers.
„Also die Gestaltung von diesem Flyer
hier ist wirklich schön geworden“, der Professor zeigte auf eine
blaue Broschüre, „aber warum steht hier bitte, dass das
Großsteingrab 'befremdlich' ist? Ich les mal den ganzen Satz vor:
„Neolithikum pur! Erleben Sie das Großteingrab Braakerup in
Schleswig, fahren Sie einfach von der Bundesstraße 5 bei der Abfahrt
Braakerup ab und erleben Sie das Befremdlichste, was
Schleswig-Holstein zu bieten hat …“ das ist doch Unsinn, wieso
soll unser Großsteingrab bitte 'befremdlich' sein?“
Saltern musste pumpen. „Weil das aus
einer Zeit stammt, die uns ganz und gar fremd ist. Ist doch logisch,
Herr Wadenkopf!“
Der Professor schüttelte mit dem Kopf.
„Nein nein nein, so ist das aber nicht zu verstehen, wenn sie
'befremdlich' schreiben! Befremdlich heißt 'seltsam' … oder auch
'unverständlich', so diese Richtung. Aber unverständlich ist das gar
nicht für uns, wir wissen, was dort geschehen ist und nachvollziehen
können wir das auch weitestgehend.“
Saltern musste noch mehr pumpen! „Heißt
das etwa, dass meine Flyer Müll sind? Ich habe das nämlich auf alle
Flyer rauf drucken lassen!“
„Scheint so, Herr Saltern, drucken sie es einfach nochmal und
halten sie sich an unsere Vorgaben, dann kann nichts schief gehen.
Hier, wollen Sie noch was essen?“
„Ja, ich habe immer noch mächtig Hunger!"
Kommentare
So was verstehen Leute wie ich nicht, und von uns giebt es viele.
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