„Die Autos machen die Fahrräder krank“ von Bernd Verhouw
Diese Studie aus den späten 70er Jahren ist aktuell wie nie. Zum
zehnten Jahrestag hat deshalb der Verlag Bäume Bäume und Bäume den
Klassiker der Verkehrsplanung wieder aufgelegt und mit handgemalten
Illustrationen versehen.
Bernd Verhouw ist in einschlägigen Kreisen als Querulant bekannt.
„Er legt Finger in Wunden, die andere erfolgreich behandeln“,
meint ein Kollege, der namentlich nicht genannt werden will. Verhouw
wird 1943 im belgischen Grenzort Schijssel geboren. Über seine
Jugend ist nicht viel bekannt, angeblich schreibt er einen Brief an
Konrad Adenauer mit der Bitte, Belgien zu besetzen. Dieser Bitte
wird bekanntlich nicht nachgekommen. Mit 21 Jahren ist Verhouw wie so
viele andere Menschen seiner Generation endlich volljährig. Er
beschließt, Schreiner zu werden, fällt aber durch die
Geschichtsprüfung. Schweren Herzens entscheidet er sich für ein
Studium des Verkehrswesens und promoviert in Pädagogik und
Mathematik. Daraufhin lehrt er 35 Jahre an der Sorbonne und macht
immer wieder mit steilen Thesen von sich reden. Auf ihn geht zum
Beispiel die Idee zurück, einen Sprachenstreit zwischen den
historisch völlig friedfertigen Landesteilen Belgiens, der Wallonie
und Flandern, vom Zaun zu brechen.
Mit Verkehr beschäftigt sich Verhouw schon seit seiner Jugend.
Mit 16 versucht er, in seinem Heimatort den Linksverkehr einzuführen,
und warnt Schweden 1967 eindrücklich vor der Abschaffung. Verhouw,
der zeit seines wissenschaftlichen Lebens einen „Kampf gegen
Windmühlen“ (Don Quixote) führte, faßt in diesem recherchierten
Buch alles zusammen, was ihn stört. Dabei scheut er auch vor einem
populärwissenschaftlichen Ton nicht zurück: „Ich will was gegen
den Schmutz draußen machen. Daran sind die Autos schuld. Lest den
Text und ihr kapiert's!“ Wenig später schildert er die
Problemlage: „Zunächst sind da die dreckigen Straßen. Das kommt
von den dreckigen Autos. Die machen auch Dreck in die Luft rein.“,
kontert er sich selbst auf der Suche nach der Ursache der allgemeinen
Verschmutzung der Städte. Eine Lösung sieht er im Fahrrad, da
dieses „keinen Dreck in die Luft macht“. „Allerdings müssen
die Leute sich da anstrengen – nichts für Dickerchen!“, warnt
er. Viele Leute hätten zudem Angst, die Straße mit dem Fahrrad zu
benutzen, denn „die Autos machen die Fahrräder krank.“
Spätestens hier wird es kryptisch: „Autos böse-böse zu Fahrrad,
Fahrrad Angst!“ Was damit gemeint, ist, kann der Leser vielleicht
noch erahnen. Als dann aber gegen Ende des Buches Lösungsvorschläge
unterbreitet werden, wird der wissenschaftliche Anspruch endgültig
der Blödmannsprache geopfert: „Nicht Straße!!! Gefährlich!!
Fahrad-brimm, Auto-brumm, Fahrrad-bumm! POOOOÄÄNG!“ Sein Fazit:
„Stop! Stop!! Stoooooooooooooooooooooopppppp!!!!!“
Also das tue ich mir nicht mehr an.
Betonen möchte ich noch mal die Graphiken, die wirklich sehr schön sind. Insofern passen sie nicht zu dem Rest Buches, aber
man kann ja nicht alles haben.
Bernd Verhouw: Die Autos machen die Fahrräder krank, Verlag Bäume
Bäume und Bäume, 700 S., 23 handgemalte Illustrationen, 29,95 €
Kommentare
"Kack-Heinz", was für ein Name...
So etwas ist einfach eine Frage des Respekts!!!
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