Es war einmal ein Mann, der gern Listen führte. Wobei, gern
trifft es nicht ganz. Er hatte einen Zwang, Listen zu führen, über
alles, was sein Leben ausmachte. Er führte eine Liste über die
Dinge, die er kaufen wollte. Da würden viele ja noch mitgehen und
sagen, okay, Einkaufszettel, das mache ich auch. Er führte ebenfalls
eine Liste über Dinge, die er tatsächlich kaufte. Gut, mag mancher
sagen, das entspricht dem, was Einkaufsabteilungen von Unternehmen
auch machen. Er führte eine Liste über das, was er gegessen hatte.
Er führte eine Liste über das, was er nicht gegessen hatte und
wegwerfen mußte. Jetzt könnte man meinen, er sei sehr gut
organisiert, aber das ist falsch. Er zog überhaupt keine
Konsequenzen aus seinen Listen. Er machte weiter wie bisher, als sei
nichts gewesen.
Er führte eine Liste über seine Freunde, genauer gesagt führte er vierzehn Listen über sie: Freunde, die sehr eng waren und denen er persönlich gratulierte, enge Freunde, denen er telefonisch gratulierte (weil sie weit weg wohnten), Freunde, die eng waren, ihm aber nur schriftlich gratulierten, Freunde, mit denen er sich irgendwann auseinandergelebt hatte, Freunde, die eigentlich keine waren und denen er nur eine Grußkarte schickte (eine Extraliste mit Freunden, denen er häßliche Karten schickte, weil sie keinen Geschmack hatten), und so weiter und so fort. Er führte auch Statistik, z.B. über seine Nachbarn: wie oft sie das Haus verließen, welchen Besuch sie empfingen und ob sie pünktlich den Müll rausbrachten. Er wußte theoretisch alles über sie, aber verband das gewonnene Wissen nicht sinnvoll, um etwa ein Profil zu erstellen. Stattdessen setzte er nur sinnlose Zahlenketten hintereinander. Es ist nicht so, daß er von Statistik keine Ahnung gehabt hätte. Aber für ihn heiligte das Mittel den Zweck. Er machte einfach gern Statistiken: Er korrelierte die Häufigkeit seiner Toilettengänge mit der Anzahl der im Haus befindlichen Sitzgelegenheiten kein Zusammenhang). Er ermittelte den Median der von ihm allabendlich verzehrten Käsescheibenanzahl (2). Er untersuchte, ob die Häufigkeit, mit der er eine Tür öffnete, eine signifikante Einflußgröße auf die Häufigkeit des Betretens eines anderen Zimmers darstellte (stellte sie). Seinen Enkeln zahlte er immer eine Bruchteil von 20,45 € (aus DM umgerechnet – wobei es zur Korrektur von Rundungsfehlern jedes sechste Mal 20,46 € waren) aus, der dem Anteil entsprach, den sie an der Gesamtkörpergröße aller seiner Enkelkinder hatten, bereinigt um Einflußfaktoren wie die Tageszeit oder ob jemand lange gestanden hatte. Er wollte seine Enkel damit aber nicht, wie der geneigte Leser nun vermuten mag, dazu anhalten, schneller zu wachsen, sondern er tat das ohne Grund. Andere Themen interessierten ihn nicht. Er interessierte sich nicht für Länderkunde, Sport, Politik, Kultur, seine Familie oder Mathematik (doch, dafür schon). Daher waren seine Enkel auch noch nie bei ihm gewesen, schlimmer noch, darum hatte er nicht mal Kinder.
Er führte eine Liste über seine Freunde, genauer gesagt führte er vierzehn Listen über sie: Freunde, die sehr eng waren und denen er persönlich gratulierte, enge Freunde, denen er telefonisch gratulierte (weil sie weit weg wohnten), Freunde, die eng waren, ihm aber nur schriftlich gratulierten, Freunde, mit denen er sich irgendwann auseinandergelebt hatte, Freunde, die eigentlich keine waren und denen er nur eine Grußkarte schickte (eine Extraliste mit Freunden, denen er häßliche Karten schickte, weil sie keinen Geschmack hatten), und so weiter und so fort. Er führte auch Statistik, z.B. über seine Nachbarn: wie oft sie das Haus verließen, welchen Besuch sie empfingen und ob sie pünktlich den Müll rausbrachten. Er wußte theoretisch alles über sie, aber verband das gewonnene Wissen nicht sinnvoll, um etwa ein Profil zu erstellen. Stattdessen setzte er nur sinnlose Zahlenketten hintereinander. Es ist nicht so, daß er von Statistik keine Ahnung gehabt hätte. Aber für ihn heiligte das Mittel den Zweck. Er machte einfach gern Statistiken: Er korrelierte die Häufigkeit seiner Toilettengänge mit der Anzahl der im Haus befindlichen Sitzgelegenheiten kein Zusammenhang). Er ermittelte den Median der von ihm allabendlich verzehrten Käsescheibenanzahl (2). Er untersuchte, ob die Häufigkeit, mit der er eine Tür öffnete, eine signifikante Einflußgröße auf die Häufigkeit des Betretens eines anderen Zimmers darstellte (stellte sie). Seinen Enkeln zahlte er immer eine Bruchteil von 20,45 € (aus DM umgerechnet – wobei es zur Korrektur von Rundungsfehlern jedes sechste Mal 20,46 € waren) aus, der dem Anteil entsprach, den sie an der Gesamtkörpergröße aller seiner Enkelkinder hatten, bereinigt um Einflußfaktoren wie die Tageszeit oder ob jemand lange gestanden hatte. Er wollte seine Enkel damit aber nicht, wie der geneigte Leser nun vermuten mag, dazu anhalten, schneller zu wachsen, sondern er tat das ohne Grund. Andere Themen interessierten ihn nicht. Er interessierte sich nicht für Länderkunde, Sport, Politik, Kultur, seine Familie oder Mathematik (doch, dafür schon). Daher waren seine Enkel auch noch nie bei ihm gewesen, schlimmer noch, darum hatte er nicht mal Kinder.
Kommentare
Schreib's mir von mir aus auch hier hin...
Im Ernst, lieber KREM, macht mal wieder was ordentliches? Gewinnspiele, etc...
Herzlichst
Teusche Christoph
ich stamme auch aus der Niederpfalz, mein Name lautet jedoch Klinkmeyer, was sagen Sie nun?
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