Der kleine rote Kopf drehte sich
hektisch umher. Das emsige Eichhörnchen huschte um den Baum, es
hatte wohl vergessen, wo es seine Nüsse vergraben hatte.
„Schau' mal, das süße Eichhörnchen,
genau da, ja. Du musst schon um den Tisch rum kommen, um es sehen zu
können.“
„Ja ja, soll ich auch noch die Kamera
holen, dann kann ich ein Foto von dem Tier machen.“
„Nein, komm schnell her, sonst ist es
weg. Da, auf der rechten Seite vom Baum gräbt es gerade, ist das
nicht süß?“
„Kann nicht so schnell … wo ist es
jetzt … achso, ja, das ist wirklich ein schönes Exemplar!“
Der kleine Nager hatte sich wieder
erinnert, wo er seine Nüsse versteckt hatte. Mit hastigen Bewegungen
grub er seinen Proviant aus. Alle paar Sekunden schaute er hinter,
neben und über sich, dann grub er weiter.
„Ich hol jetzt doch mal die Kamera,
das Tier scheint ja noch einige Zeit beschäftigt zu sein.“
„Nagut, dann hole ich mal den Kuchen
und den Kaffee, gleich müssten ja auch die anderen kommen.“
Die beiden Alten verließen das Zimmer
Der kleine Eichkater bekam nichts von
alledem mit. Er grub seine letzte Nuss aus, rollte sie mit seinen
kleinen Händen auf die Restlichen und rannte den Baum hoch. Er nahm
ein kleines Loch wahr und dachte sich wohl so etwas wie, „Ja, hier
wird mein Essen einen guten Platz finden“. Er stürmte den Baum
wieder hinunter und hievte nacheinander die Nüsse hinauf.
Im Haus wurde es inzwischen unruhig, da
bis auf einen Gast alle gekommen waren. Sie saßen am reich
eingedeckten Tisch und aßen vom Kuchen und tranken wahlweise Kaffee
oder Tee.
„Habt ihr schon gesehen, da draußen
ist ein kleines Eichhörnchen, das grade seine Nüsse ausgräbt.“
„Ach, das ist ja toll!“
„Ja, das ist es wohl. Ihr müsst rum
kommen, dann könnt ihr es sehen.“
Das kleine Eichkätzchen brachte seine
letzte Nuss in das Baumloch und eilte die Eiche bis zur höchsten
Spitze hinauf, es wollte schauen, ob noch eine frische Nuss am Baum
hing. Ganz oben, wirklich an der äußersten Spitze, erblickte es
eine Riesenexemplar. Das Eichhörnchen dachte sich so etwas wie
„Diese Nuss muss ich haben.“
Die Alten sahen, wie das Eichhörnchen
auf dem höchsten und zugleich dünnsten Ast saß. Sie sprachen
nicht. Einer von ihnen hielt sich am Tisch fest.
Das kleine Eichhörnchen holte aus und
sprang. Der Ast war zu dünn, er brach ab. Das Eichhörnchen konnte
den anderen Ast nicht mehr erreichen. Es fiel und schlug auf dem
Boden mit seinem Kopf auf einem kleinen Stein auf. Es bewegte sich
nicht mehr, Blut lief langsam aus dem aufgebrochenen Schädel.
Die Kaffeegesellschaft hatte all dies
beobachtet. Niemand sprach. Eigentlich war man vergnügt, dieser
Unfall jedoch durchbrach die heitere Stimmung. Der Kopf des leblosen
Tieres fiel immer weiter auseinander. Er war perfekt gespalten. Das
Gehirn trat hervor.
Die Kaffeegesellschaft aß auf, redete
aber kaum noch. „Was macht man denn da? Soweit ich gesehen habe,
liegt das Eichhörnchen auf eurem Grundstück. Man kann das ja nicht
einfach so verwesen lassen.“
„Nein, das stimmt. Wir müssen das da
weg holen und dann kann man es einfach so weg werfen, glaube ich.“
„Was? Du willst das Tier einfach so
weg werfen? In den Müll? Warum willst du es denn nicht vergraben?“
„Ich glaube, das darf man nicht, wenn
es kein Tierfriedhof ist. Und jetzt extra zu einem Tierfriedhof
fahren und da einen Grabplatz mieten ist mir doch ein bisschen viel
in meinem Alter. Außerdem hatte ich, das klingt jetzt vielleicht ein
bisschen komisch, nicht mal eine nähere Beziehung zu diesem Tier.“
Es wurde mit dem Kopf geschüttelt.
„Weg werfen willst du das Eichhörnchen also. Nee, das lass ich
nicht zu, dann nehm' ich das eben mit und vergrab' es irgendwo im
Wald.“
„Das kannst du gerne machen!“
„Hast du wenigstens eine Tüte und
eine kleine Schippe für mich?“
„Ja, ich denke schon, warte, ich geh'
kurz in den Keller und schau nach.“
Die Gastgeberin verschwand in den
Keller. Die Gäste schwiegen.
Aus dem Keller hörte man ein Rufen:
„Hab sowohl eine schöne Tüte als auch eine Schippe.“
Die Gastgeberin ging mit der
Eichhörnchen-Entsorgerin in den Garten, als sie zum verendeten Tier
kamen, verzogen beide das Gesicht.
„Das ist ja schlimm, wie das Gehirn
da so raus guckt.“
„Ja, so grausam ist die Natur. Nu'
gib mir mal die Schippe.“
„Ihhh, das ist wirklich nicht schön,
aber immerhin passt der kleine Mann perfekt auf die Schippe. Halt mal
die Tüte auf. Ja, genau so.“
Mit einem Schwung ließ die Entsorgerin
das noch sehr junge Tier in die Tüte rutschen, des Gehirn verließ
den Kopf dabei komplett.
„Ich glaube, die Schippe hätten wir
gar nicht mehr benutzt, wenn wir jetzt das Eichhörnchen nicht
entsorgt hätten. Deshalb war der Tod ja doch nicht ganz umsonst“,
sagte die Gastgeberin in einem heiteren Ton.
„Ach hör doch auf, das ist ja
ekelhaft was du sagst und sowieso, mein Mann und ich haben
beschlossen, euch in Zukunft nicht mehr zu besuchen. Ihr seid
irgendwie ekelhaft geworden. Dein Mann macht immer so Bemerkungen,
dass man ganz schnell wieder gehen möchte und das was du jetzt
gesagt hast ist auch ziemlich unangemessen. Hier ist die Schippe.“
„Wie bitte? Mein Mann macht 'immer so
Bemerkungen' ? Was für Bemerkungen denn? Außerdem sind wir nicht
ekelhaft.“
„Naja, dein Mann küsst mich immer
ganz nass auf die Wange zur Begrüßung und er hat immer so
Essensreste im Bart. Außerdem stinkt er immer ein bisschen nach
Schweiß und anscheinend versucht er das mit Parfüm zu überdecken
aber das macht nur, dass der Gestank etwas süßlicher wird. Es tut
mir leid, aber wir reden ja auch kaum über andere Dinge als über
Krankheiten mit euch. Mein Mann und ich kommen nicht mehr. Punkt.“
„Aha, mein Mann stinkt also, ja? Dein
mein pinkelt uns das Bad voll. Das ist die Wahrheit. Vorhin bin ich nach
ihm ins Bad gegangen, er hat noch so widerlich gegrinst, als wir
aneinander vorbeiliefen. Dann bin ich zum Klo gegangen und rundherum
waren Urinspritzer. Wer ist hier ekelhaft, hä?“
Die Eichhörnchen-Entsorgerin knete aufgebracht die Tüte mit dem toten Tier in ihren Händen herum, auch die Gastgeberin war aufgebracht.
„Außerdem bringt ihr nie Geschenke
mit. Normalerweise bringt man ja Geschenke mit, wenn man eingeladen
wird, aber von euch kommt nichts. Seit Jah-ren: Nichts!“
„Das tut mir sehr leid, aber wir
kommen doch sowieso nur noch aus Mitleid zu euch, weil euch ja sonst
keiner besucht! Ihr ward mal nett und sogar ein bisschen interessant,
früher mal. Aber jetzt redet ihr nur noch gehässig über
irgendwelche Leute aus der Nachbarschaft und schimpft auf Ausländer!
Neulich hat dein Mann einen ganz unlustigen und geschmacklosen Witz
gemacht: Er hat mich gefragt, ob bei 'Negern' das 'Blaumachen' als
'Schwarzmachen' bezeichnet wird. Dann hat er selber gelacht und mir
zu gezwinkert. Ich hätte kotzen können.“
„Ach du lieber Himmel, ich wusste ja
gar nicht, dass du so political correct bist. Aber Negerküsse isst
du wie eine Weltmeisterin, was man ja unschwer an deiner Figur sehen
kann.“ Die Gastgeberin grinste.
„Das muss ich mir nicht länger
anhören!“
Die Eichhörnchen-Entsorgerin stürmte
auf die Terrasse und warf die Tüte mit dem zerkneteten Nager wütend
auf den Boden, sodass die Tüte sich langsam zur Seite drehte und den
toten Inhalt freigab, die Gastgeberin lief ihr hinterher und schrie: „So jemanden wie dich hätte man früher
standrechtlich erschossen!“ Sauer und mit einem heftigen Tritt
beförderte die Gastgeberin das Eichhörnchen von der Terrasse,
sodass es über den niedrigen Zaun flog und auf dem anderen
Grundstück im Teich landete. Das Tier war kaum noch zu erkennen. Das
Gehirn lag irgendwo zwischen der Wiese und dem kleinen Teich. Langsam
trieb das Tier umher, bis es in einer Seerose hängen blieb. Die
verschreckten Goldfische kamen nach einiger Zeit aus ihrem Schlamm
geschwommen, musterten den befellten Besucher, doch schnell verloren
sie wieder das Interesse. Nur ganz langsam floss das Blut aus dem
offenen Kopf in den Teich, es zog feine Schlieren, die in den
Sonnenstrahlen rot glänzten.
Schon einen Tag später wurde das Tier
mit einem langezogenen „ihgitt“ aus dem Teich geköchert und in
eine große, graue Mülltonne geworfen. Am darauffolgenden Tag wurde
das Tier samt Abfall von der Müllabfuhr abgeholt und zur Deponie
gefahren. Von diesem Zeitpunkt an kann man nicht mehr von „Tier“
oder „befelltem Besucher“ sprechen, da der Leib zu sehr auf
verschiedene Orte verteilt war. Man könnte die Geschichte des noch
am besten erhaltenen Teils des Eichhörnchens
weitererzählen, dies wird hier aber nicht getan.
Kommentare
Ist aber nicht so, die Geschichte in -grotten- schlecht und jetzt bin ich sauer!
" Schlaf, Kindlein, schlaf,
Der Vater hüt die Schaf,
Die Mutter schüttelts Bäumelein,
Da fällt herab ein Träumelein.
Schlaf, Kindlein, schlaf!
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Am Himmel ziehn die Schaf,
Die Sternlein sind die Lämmerlein,
Der Mond, der ist das Schäferlein,
Schlaf, Kindlein, schlaf!
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Christkindlein hat ein Schaf,
Ist selbst das liebe Gotteslamm,
Das um uns all zu Tode kam,
Schlaf, Kindlein, schlaf.
Schlaf, Kindlein, schlaf,
so schenk ich dir ein Schaf
Mit einer goldnen Schelle fein,
Das soll dein Spielgeselle sein,
Schlaf, Kindlein, schlaf!
Schlaf, Kindlein, schlaf,
und blök nicht wie ein Schaf,
Sonst kömmt des Schäfers Hündelein
Und beißt mein böses Kindelein,
Schlaf, Kindlein, schlaf.
Schlaf, Kindlein, schlaf,
Geh fort und hüt die Schaf,
Geh fort, du schwarzes Hündelein,
Und weck mir nicht mein Kindelein,
Schlaf, Kindlein, schlaf."
Ich muß irgendwie wieder wach werden! Herr Fahrenschon, könnten Sie mich wecken? Zum Glück wohne ich ja unweit des KREM-Waldes. Könnten Sie vorbeikommen und mich wecken?
Aber die Geschichte hat mich auch sehr beeindruckt.
Mfg Werner Felsen
wir schätzen es nicht, wenn Sie unter Aliasnamen immer das gleiche schreiben! Das nennt sich "Wiederholung" und ist in journalistischen Kreisen nicht gern gesehen! Bitte unterlassen Sie das!
Wir sind die A-B-C-Zwillinge, noch nie von uns gehört? Dann wird's aber Zeit!
Wir sind die A-B-C-Zwillinge – immer bereit, wenn Blogteyte kommentiert werden müssen, wenn irgendwo Abenteuer warten, oder um Leute zu verwirren (weil wir gleich aussehen). Der Vorteil: Wir sind immer einer Meinung.
Gruß
Abraham Artiger (A-Zwilling)
Bebraham Bärtiger (B-Zwilling)
Cebraham Cerrtiger (C-Zwilling)
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