"Die noch im Jahr 2014 entstandene Geschichte 'Die Sprengung' setzt fort, was auf so einzigartige Weise Woche für Woche bei den Kollegen von Der KREM dargeboten wird. Diese Geschichte aufrüttelt und verblüfft zugleich: Ein einsamer und ebenso getriebener Mann ist auf der Suche, er wabert umher – doch dann soll er finden. Mit welchem Fingerspitzengefühl die Autorin Tragik mit Komik zu vereinen versteht, ist großartig. 'Die Odyssee des Martin Wachtel' wäre der vielleicht bessere Titel gewesen, aber dieses Urteil steht mir nicht zu. Prädikat: Lesenswert."
– Lutz Stollß (Husumer Woche 01/15)
Ein donnerndes Hupen durchdrang die Landschaft, es folgte Stille. Ein Mann zählte schreiend von zehn bis null hinunter, dann ertönte noch einmal dieses laute Hupen. Es donnerte mit einer unglaublichen Wucht über das Feld, unmengen Staub rasten in kürzester Zeit über die Erde, der Turm fiel einfach so in sich zusammen.
– Lutz Stollß (Husumer Woche 01/15)
Der alte Mann kam langsam mit seinem Fahrrad angerollt. Er stand mit seinem Rechten Fuß auf dem linken
Pedal, er war faltig und hässlich. Im Schritttempo gelangte er in
eine große Menschenmenge, die gen Norden schaute.
Der alte Mann stieg ab und ging zu
einem komplett in orange gekleideten, behelmten Mann.
„Entschuldigung, könnten Sie mir sagen, was es hier zu sehen
gibt?“
Der in orange gekleidete Mann drehte
sich um, er nahm seinen Helm ab und glotzte den Alten an. „Wir
sprengen jetzt den Turm dahinten, der muss weg. Kasulpe übrigens
mein Name, Heinz Kasulpe. Mit wem habe ich hier die Ehre?“
Der Alte wollte nicht antworten. „Mein
Name ist nicht Kasulpe.“
Der orangene Mann schaute erstaunt.
„Und wie heißen Sie nun? Wollense
nicht sagen, wa?“
Der alte Mann lächelte und nickte
leicht mit dem Kopf – Auf einmal packte der Orangene den Alten am
Bauch und kitzelte ihn, sodass der Alte laut schreien musste.
„Jetzt sag schon! Jetzt sag schon,
wie du heißt!“
Der Alte musste lachen und wurde sauer.
„Hören Sie auf!“, er musste immer
wieder lachen, „Hören Sie verdammt noch mal auf!“
„Dann sagen Sie mir Ihren Namen!“
„Ja, ist ja gut. Ich heiße Martin
Wachtel.“
Der Orangene hörte auf ihn zu kitzeln
und schaute ihm eindringlich in die Augen.
„Sie sind wirklich sehr alt und dünn.
Man spürt richtig Ihre Knochen zwischen den Fingern, wenn man Sie
kitzelt. Martin Wachtel also, tja, gut.“
Der Alte hob seinen Pullover, am Bauch
war ein blauer Fleck durch das Kitzeln entstanden.
Der Orangene drückte mit seinem Finger
drauf.
„Tut das weh?“
„Ja“, antwortete der Alte.
„Wir sprengen jetzt übrigens gleich,
also passense auf.“
„Worauf soll ich aufpassen?“
„Auf die Sprengung.“
„Warum soll ich denn auf die
Sprengung aufpassen?“
„Damit Sie sie nicht verpassen.“
„Also soll ich einfach hinschauen?“
„Genau, sie sollen aufpassen.“
„Menschenskinder, warum denn
aufpassen. Ich passe auf gar nichts auf, ich beobachte die Sprengung
vielleicht, mehr aber auch nicht. Sie sollten eher aufpassen, Sie
sind doch schließlich der Sprengmeister.
„Pah! Ich bin doch nicht der
Sprengmeister. Wäre ich der Sprengmeister, würde ich jetzt nicht
hier stehen und so rumgrabbeln mit Ihnen.“
„Und warum sehen Sie dann aus wie ein
Sprengmeister?“
„Zufall.“
Der Alte wandte sich vom
vermeintlichen Sprengmeister ab, er war genervt. Dann wurde wurde es
ruhig in der Menschenmenge, die noch immer gen Norden schaute. „Was
passiert denn da?“ fragte ein weiterer, wahrscheinlich untersetzter
Mann, der gerade dazugestoßen ist, den Alten. „Ich bin auch gerade
erst hier angekommen. Ich weiß zumindest aber, dass der Turm
dahinten gleich gesprengt werden soll.“ „Ach? Gesprengt soll der
werden?“, sagte der vermutlich untersetzte Mann und schaute
dusselig durch die Gegend. „Und warum? Ist der so marode?“
Ein donnerndes Hupen durchdrang die Landschaft, es folgte Stille. Ein Mann zählte schreiend von zehn bis null hinunter, dann ertönte noch einmal dieses laute Hupen. Es donnerte mit einer unglaublichen Wucht über das Feld, unmengen Staub rasten in kürzester Zeit über die Erde, der Turm fiel einfach so in sich zusammen.
„Hat bummemacht! Hat bummemacht! Bumm
bumm!“
Der zweijährige Marlon, der
lärmschutzkopfhörertragend die Sprengung aus dem Arme seines
Stiefvaters beobachtet hatte, war sehr erfreut über die Explosion.
„Ja Marlon, hat bumm gemacht,
richtig“, sagte der ihn haltende Marcus Müll.
„Hat richtiche laute bummemacht, bumm
bumm. Will spielen bumm bumm auch...“
Marlon zappelte und fuchtelte mit
seinen Armen und Beinen herum, er war regelrecht euphorisiert.
„Bummmm bummmm bummmm große bumm...“
Der Alte, der sich zwischenzeitlich mit
seinem Fahrrad durch die Menge gewurschtelt hat, blieb mit neben dem
Kleinen und seinem Vater stehen.
„Der Alte beugte sich zum Kleinen
hinüber und sagte: Das war eine so gennante Sprengung“, sagte der
Alte, als er sich zum Kleinen rüberbeugte.
Der kleine verstand nichts, Marcus Müll
schreckte auf und blickte nach hinten.
„Was erzählen Sie da? Sind sie nicht ganz dicht?
Der Alte grinste.
„Hmmmm ... wissen Sie, nehmen Sie
mich einfach nicht so ernst. Ich dachte nur, falls einer mal über
diese Begebenheit hier eine Geschichte schreibt, dann könnten das
die Worte sein, die ich in dieser Situation sage.“
Marcus Müll zog seine Augenbrauen
zusammen und schüttelte den Kopf.
„Naja, wenn Sie meinen...“
Der Alte nickte und rieb sich die
Hände, Marcus schaute wieder zur noch rauchenden Sprengruine.
„Guggu guggi … hat bummemacht hat
bummemacht, brabbelbte das Baby vor sich hin“, sagte der Alte mit
einer lächerich klingenden Erzählerstimme.
Marcus Müll drehte sich um, sagte zum
Alten, dass er ihn gefälligst in Ruhe lassen solle und ging weg.
Der Alte lachte, schob sein Fahrrad aus
der Menschenmenge und fuhr, noch dem orangenen, behelmten Mann
zuwinkend, auf dem Radweg, Richtung Sonnenuntergang, wieder heim. Die
Menschenmenge löste sich nach einiger Zeit auf und es wurde dunkel.
Langsam bahnte der Mond sich seinen vorgezeichneten Weg durch den
westfälischen Nachthimmel und strahlte so hell, wie er nur konnte.
Bläuliches Licht lag auf der noch bis tief in der Nacht rauchenden
Turmruine, als eine weiße Katze behänd über das Feld huschte. Es
war war ein guter Tag für das deutsche Sprengwesen
Von Melanie Luhe (*2004)
(Anm. der Redaktion: Ob es sich tatsächlich um einen guten Tag für das deutsche Sprengwesen handelte, lässt sich aufgrund dieser Kurzgeschichte nicht feststellen)
Von Melanie Luhe (*2004)
(Anm. der Redaktion: Ob es sich tatsächlich um einen guten Tag für das deutsche Sprengwesen handelte, lässt sich aufgrund dieser Kurzgeschichte nicht feststellen)
Kommentare
Herzlichst,
Lutz Stollß (lsß)
Außerdem bin ich schon 11. Ich hab nämlich am 34. Dezember (3. Januar) Geburtstag. Du Blödian
@Melanie Luhe: Nicht in diesem Ton, junge Dame! In einem anderen Ton!
@Markus Greifer-Hannes: Weil Sie sich Texte zu eigen machen kann. Nur ganz ganz wenige können das.
ich wünsche Ihnen gute Besserung! Es war richtig, sich mit Ihrem Problem gleich am uns zu wenden. Wir haben für die Anliegen unserer Leserinnen und Leser immer ein offenes Ohr. Sagen Sie, was ist denn dieses "You-Tube"? Beste Grüße,
Teusche
das ist ja ein wahnsinniger Zufall! Dr. Edede Herbal Cure ist mein ehemaliger Hausarzt. Vor etwa fünf Jahren, ja ... doch, vor fünf Jahren muss es gewesen sein, da hat er die Praxis leider geschlossen, er meinte, er wolle Medikamente aus selbst angebauten Kräutern herstellen. Was für ein lustiger Zufall, dass sie sich jetzt genau an uns wenden.
Lassen Sie dem Herrn Doktor mal einen ganz lieben Gruß da, mein chronischer Husten ist übrigens weg :-)
Und das mit dem Herpes genitalis wird auch wieder!
Beste Grüße
Fahrenschon
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