Vor knapp vier Jahren reiste Alexander Radokeit
für den Verein „Ärzte verbessern die Welt“ nach Afrika.
Es war ein schwerer Schritt für ihn, wie er heute betont. Hätte er
damals gewusst, wie sich seine Reise entwickeln würde, wäre er nach
eigener Aussage nie weggegangen.
Er sollte nach Afrika gehen, um
komplizierte Operationen durchzuführen. Er sollte mit seinem so
wertvollen Wissen über Virologie vor Ort forschen, er sollte
zukünftige Epidemien verhindern.
Im September 2011 hatte er sich
entschlossen und machte sich bereit für einen mehrjährigen
Aufenthalt im fernen Süden. Dass seine Arbeit schon nach fünf
Monaten enden sollte, hatte niemand geahnt.
KREMAGAZIN: Herr Radokeit, vielen Dank, daß Sie uns für ein Interview zur Verfügung stehen.
Radokeit: Keine Ursache. Ich verstehe
nur bislang nicht, warum Sie mich überhaupt interviewen wollen.
KREMAGAZIN: Nun ja, ihre Geschichte hat
uns sofort fasziniert. Außerdem wäre das hier nicht Das Der
KREMagazin, wenn...
Radokeit: Wenn was?
KREMAGAZIN: ...wenn wir nicht einen
ausgewiesenen Idioten als Gast hätten.
Radokeit: Haben Sie mich gerade als
„Idioten“ bezeichnet?
KREMAGAZIN: Ja.
Radokeit: Ich möchte jetzt gerne
gehen.
KREMAGAZIN: Nein, bleiben Sie bitte!
Das ist ein Missverständnis!
Radokeit: Wieso? Haben Sie mich nicht
gerade grundlos beleidigt?
KREMAGAZIN: Doch, das haben wir. Wir
haben Sie als „Idioten“ bezeichnet.
Radokeit: Dann möchte ich jetzt auf
der Stelle gehen.
KREMAGAZIN: Jetzt bleiben Sie verdammt
nochmal sitzen! Sie haben für das Interview zugesagt, sie werden das
jetzt zu Ende bringen.
Radokeit: Das ist mir egal. Ich gehe
jetzt!
Anmerkung der Redaktion: Nachdem
Alexander Radokeit eine nervenberuhigende Zigarette geraucht und mit
unseren Hausjuristen gesprochen hatte, entschied er sich, das
Interview fortzusetzen.
KREMAGAZIN: Herr Radokeit, sind Sie
wieder in der Lage, sachlich mit uns zu sprechen?
Radokeit: Ja.
KREMAGAZIN: Nun sagen Sie, weshalb hat
Ihre für vier Jahre angesetzte Hilfstätigkeit bereits nach fünf
Monaten ein vorzeitiges Ende gefunden.
Radokeit: Ich sage es Ihnen ja (etwas
zickig).
KREMAGAZIN: Na dann machen Sie jetzt.
Radokeit: Als ich mit meiner Frau im
Flieger nach Afrika saß, da war ich sehr nervös. Und immer wenn ich
nervös werde, beobachte ich sehr genau meine Umgebung. Das tat ich
auch in diesem Moment … was mir dabei besonders ins Auge fiel, war
das durchweg graue Interieur des Flugzeugs. Wirklich alles war grau.
Bei dieser Farbe muss ich immer an meinen Vater denken, er trug ab
seinem ca. 60. Lebensjahr nur noch graue Kleidung. Und was mir nun
bei so intensiven Gedanken an meinen verstorbenen Vater in den Sinn
kam, war seine Tätigkeit als Ingenieur. Er war Vollblutingenieur,
wie auch schon sein Vater und sein Großvater … nur ich bin Arzt
geworden. Das war immer ein Makel für ihn. Im Flugzeug bekam ich
plötzlich ein schlechtes Gewissen, ich bekam Angst … ich dachte,
ich müsse unbedingt Ingenieur werden, wie er es so gerne gesehen
hätte. Deshalb entschied ich mich kurzfristig dafür, in Afrika
Brunnen zu bauen. Das entspricht einer ordentlichen
Ingenieurtätigkeit und wäre mit der Reise gut zu verbinden
gewesen...
KREMAGAZIN: ...dachten Sie. Doch damit
begannen die Fehlentscheidungen.
Radokeit: Das könnte man so sagen.
KREMAGAZIN: Denn Sie haben tatsächlich
keine Idee davon, wie man Brunnen baut.
Radokeit: Nun, aus dem eigenen Verstand
kann man ja auf vieles kommen. Ich glaubte, auch Brunnen wären nicht wirklich
schwer zu bauen.
KREMAGAZIN: Doch Sie hatten
Verpflichtungen als Arzt. Sie sollten täglich bis zu fünf komplexe
Operationen durchführen. Außerdem bestand überhaupt kein Bedarf an
der Errichtung von Brunnen, da sie in die Mangasiu-Ebene gereist
waren, der wahrscheinlich wasserreichsten Region Afrikas.
Radokeit: Auch das stimmt. Ich hatte
beim Brunnenbau wirklich zu kämpfen mit dem nassen Untergrund.
KREMAGAZIN: Haben Sie dann damit aufgehört?
Radokeit: Nein. Erst als das erste
einheimische Kind aufrund einer meiner unsicheren Schächte beinahe
ums Leben gekommen ist, habe ich umgedacht.
KREMAGAZIN: Umgedacht in Richtung
Medizin? Haben Sie dann wieder Ihre eigentliche Arbeit verrichtet?
Radokeit: An Medizin hatte ich zu
diesem Zeitpunkt gar nicht mehr gedacht. Ich habe zwar meine
Operationen nach medizinischen Mindeststandards durchgeführt, doch
gedacht habe ich nur noch an nächste Projekte für mich.
KREMAGAZIN: Was für Projekte?
Radokeit: Projekte, mit denen ich
meinen Vater glücklich gemacht hätte. Alternative
Ingenieur-Projekte, das mit dem Brunnenbau war ja gescheitert.
KREMAGAZIN: Was haben Sie dann genau
gemacht?
Radokeit: Ich habe begonnen Schulen zu
bauen.
KREMAGAZIN: Warum denn Schulen?
Radokeit: Man hört immer davon, dass
in Afrika Schulen gebaut werden müssen. Also dachte ich: Mach deinen
Vater und die afrikanischen Kinder glücklich, das sind zwei Fliegen
mit einer Klatsche.
KREMAGAZIN: Aber vom Häuserbau haben
Sie ebenso keine Ahnung, nicht wahr?
Radokeit: Das stimmt. Deshalb habe ich
mir Baupläne von schon vorhandenen örtlichen Schulen besorgt, um
diese nachzubauen. Nur das meine zwei Schulen wirklich instabil
waren. Ich habe das ja alles alleine gemacht.
KREMAGAZIN: Sie haben also begonnen
Schulen zu bauen, obwohl Schulen schon vorhanden waren?
Radokeit: Richtig.
KREMAGAZIN: Sind denn Einheimische zu
Ihren Schulen gekommen?
Radokeit: Viele viele Menschen sind
gekommen. Es herrscht ein so großes Misstrauen gegenüber der
derzeitigen Militärregierung, dass viele Einheimische glücklich
waren über nicht-staatliche Schulen, wo sie ihre Kinder hätten
hinschicken können … das ging aber nicht gut aus. Meine zwei
nebeneinander stehenden Holz-Ziegelbauten sind beinahe synchron
eingestürzt, als eine Böe sie ungünstig traf.
KREMAGAZIN: Sind Menschen verletzt
worden?
Radokeit: Leider ja. Viele Menschen
wurden in dieser Zeit durch mich unglücklich. Man hatte sogar eine
Schamanin zu mir geschickt, sie sollte mich verfluchen … ich bin
dann einfach weggegangen, die war schon sehr alt und konnte nicht so
schnell. Auf jeden Fall war es mir möglich alle durch mich
verursachten Verletzten zu retten.
KREMAGAZIN: Hat Ihnen dieses Ereignis
die Augen geöffnet und gezeigt, dass Ihre Arzttätigkeit
gewinnbringender für die Gesellschaft ist, als irgendeine unbedachte
Ingenieurtätigkeit?
Radokeit: Meine Selbstüberschätzung
hat mich geschockt, keine Frage. Ich hatte gemerkt, dass es einfach
nicht sein sollte, deshalb widmete ich mich nun den Operationen, für
die ich ja gekommen war. Aber ich konnte mich einfach nicht
konzentrieren. Ich hatte ein schlechtes Gewissen meinem Vater
gegenüber, außerdem fühlte ich mich depressiv. Auch meine Frau war
unglücklich in Afrika.
KREMAGAZIN: Da waren erst knapp fünf
Monate um.
Radokeit: Genau, fünf Monate. Ich
wusste einfach nicht, wie ich die vier Jahr überstehen sollte.
Außerdem begann ich viele Fehler bei den Operationen zu machen.
Deshalb sind auch einfach keine Afrikaner mehr zu mir gekommen. Man
muss sich das mal vorstellen, sie hätten kostenlose Operationen
bekommen und haben mich dennoch gemieden, weil ich einfach zu
schlampig gearbeitet habe. Das sagt vieles über meine damalige
Verfassung, nicht wahr?
KREMAGAZIN: Warum hat denn nicht die
Organisation „Ärzte verbessern die Welt“ an diesem Punkt „die
Reißleine“ bzw. „die Handbremse gezogen“, also ihre
Zusammenarbeit mit Ihnen beendet?
Radokeit: Die sind wirklich auf jeden Mitarbeiter angewiesen. Aber glücklicherweise hat meine Frau damals erkannt, dass es so nicht weitergehen könne und mich überredet, bei der Organisation aufzuhören. Wir haben dann überlegt, wie wir Afrika nach all dem Unheil dennoch etwas Gutes tun könnten und kamen darauf, dass wir schon immer eine richtige Safari machen wollten. Für die Afrikaner würde sich das auf jeden Fall lohnen, dachten wir, da so eine Tour und die Abschussgenehmigungen sehr teuer sind. Also haben wir das gemacht.
KREMAGAZIN: Aber finden Sie das nicht
pervers, dass man für viel Geld vom Aussterben bedrohte Tiere
erlegen darf?
Radokeit: Warum? Ich bin doch kein
Tierarzt (lacht). Großwildjagd hat mich immer schon beeindruckt.
Außerdem hatten wir großes Glück, da damals die Regenzeit nahte
und sich die Big Five (Anm. d. Red.: In der traditionellen
Großwildjagd die beliebtesten Jagdziele: Elefant, Nashorn, Büffel,
Löwe, Leopard, auch „Big Five“ genannt) auf den Weg gemacht
hatten, um zu den überlebenswichtigen Wasserstellen zu gelangen.
Zufällig hatten meine Frau und ich ein Camp gewählt, wo all diese
Tiere vorbeiwanderten. Es war fast ein bisschen langweilig, als wir
wie in einer Schießbude Löwen und vorallem Elefanten niedermähten.
Besonders Elefantenjunge sind ja dermaßen unvorsichtig, als müssten
sie ihre Instinkte noch entwickeln.
KREMAGAZIN: Wahrscheinlich müssen sie
tatsächlich noch ihre Instinkte entwickeln.
Radokeit: Sicherlich. Aber wenn man sie
vorher tötet ist das ja nicht mehr möglich (lacht).
KREMAGAZIN: Wie viele Tiere haben Sie
insgesamt erlegt?
Radokeit: Schwer zu sagen, von jeder
Gattung ca. 30 Exemplare, also 30 männliche und 30 weibliche
jeweils. Außerdem konnte ich noch ein paar verirrte Gorilla
niederstrecken, darunter sogar einen echten Silberrücken. Das war
großartig.
KREMAGAZIN: Was hat Sie dieser
zweifelhafte Spaß gekostet?
Radokeit: Umgerechnet 80 €. Aber Sie
müssen wissen, in Afrika ist das vielmehr wert als hier. Außerdem
wird das Geld dort jetzt zu 100% in Wiederaufforstung und
Wilderei-Bekämpfung gesteckt. Summa summarum haben wir also alle
etwas davon. Und letztendlich habe ich in Afrika auf diese Weise mehr
geholfen als mit meinen verpfuschten Operationen.
KREMAGAZIN: Herr Radokeit, Sie sind ein
abartiger Mensch.
Radokeit: Meinen Sie?
KREMAGAZIN: Ja.
Das Gespräch führte Gerd von
Rehlenhoff
Alexander Radokeit, 1960 geboren in Bad
Ostenbeven (Westfalen), seit 1992 zugelassener Facharzt für
Allgemeinmedizin und Virologie.
Kommentare
Und noch was, KREM: Es gibt kein KREM-App, das ist gelogen! Und wer lügt, der fliegt! Das müsste klar sein.
Außerdem erwähnt ein gewisser 'Figur von Mensch' in einem Kommentar vom 17.04.2014 (unter dem Post "Ein unbekanntes Tier (5/5) ebenso die KREM-App.
Könnten Sie bitte dazu Stellung beziehen? Vielen Dank.
Ich werde juristisch gegen Sie vorgehen, KREM.
Sie werden von meinem Anwalt hören! Ach was, Sie werden von mir UND meinem Anwalt hören!
Denk mal nach, bevor du schreibst!
ein gewisser Alexander Radokeit hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass das Online-Magazin "Der KREM", dem Sie vorsitzen, journalistische Erzeugnisse hervorbringt, ohne jedoch eine "Genehmigung" bei der dafür zuständigen "Behörde", welche wir sind, eingeholt zu haben.
Sie haben die Möglichkeit eine solche "Genehmigung" binnen 24 Stunden bei uns einzuholen. Sollten Sie dies nicht tun, dann werden Sie mit "Konsequenzen" rechnen müssen.
I.A. Bernd-Walther Czyrkowsi
Dieses Schreiben wurde maschinell erzeugt und ist ohne Unterschrift gültig.
Mit freundlichen Grüßen
Walther-Bernd Czyrkowsi
am letzten Freitag hat einer unserer Mitarbeiter bei Ihnen angekündigterweise Strom ablesen wollen, doch niemand war da. Weil wir zeitlich keine Polster mehr haben, können wir dieses Jahr nicht erneut einen unserer Mitarbeiter zu Ihnen schicken. Wie verbleiben wir?
Ps.: Arbeiten Sie wirklich in einem Wald?
Du Arsch!
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