Werte Leser!
Sie wundern sich wahrscheinlich, warum wir ein „Lebenszeichen“ (diesen Text) an Sie aussenden. Diese Verwunderung kann ich gut nachvollziehen, denn nachdem DER KREM eine Art „journalistisches Organversagen“ erlitten hatte, waren alle Autoren vorerst „tot“. „Tot“ im Sinne von „inaktiv“, also lediglich mit anderen Dingen beschäftigt, als mit dem Schreiben von Artikeln. Das bedeutet, dass die Redaktion auch wieder „aktiv“ werden kann, also den beschrieben Zustand des „Tot“-seins einfach verlässt. Damit offenbart sich, dass die gewählte Metapher des Organversagens und des anschließenden Todes völlig falsch gewählt ist.
Schließen möchte ich mit einem recht heiteren Zitat von Kiter Verbel. 1970 schrieb er für das Mitteilungsblatt des Westdeutschen Schriftstellerverbandes einen Artikel, in welchem er auf die Aufgaben von Journalisten hinwies. In gewohnt seltsamen Ton heißt es da im Fazit: „Wenn der Autor in den Zug des schlechten Journalismus zugestiegen ist und er erst am Endbahnhof wieder aussteigen wird, bedeutet jeder Halt: Ein mangelhafter Artikel! Deswegen steigen gute Journalisten in ganz andere Züge ein.“
Sie wundern sich wahrscheinlich, warum wir ein „Lebenszeichen“ (diesen Text) an Sie aussenden. Diese Verwunderung kann ich gut nachvollziehen, denn nachdem DER KREM eine Art „journalistisches Organversagen“ erlitten hatte, waren alle Autoren vorerst „tot“. „Tot“ im Sinne von „inaktiv“, also lediglich mit anderen Dingen beschäftigt, als mit dem Schreiben von Artikeln. Das bedeutet, dass die Redaktion auch wieder „aktiv“ werden kann, also den beschrieben Zustand des „Tot“-seins einfach verlässt. Damit offenbart sich, dass die gewählte Metapher des Organversagens und des anschließenden Todes völlig falsch gewählt ist.
Lassen Sie uns kurz gemeinsam innehalten.
Christoph Teusche, die gesamte Redaktion und ich mussten
dringend eine Auszeit nehmen. Nachdem wir Russland endgültig verlassen hatten,
fühlten wir uns alle unendlich kaputt. Die Russland-Odyssee hatte Nerven, Zeit
und Gesundheit gekostet. Alle, die nicht wissen, was mit der „Russland-Odyssee“
gemeint ist, mögen sich einfach die letzten hier erschienen Beiträge
durchlesen.
In Deutschland also wieder angekommen, entschieden wir uns, alle gemeinsam einen Urlaub zu nehmen. Die mentalen und körperlichen Schmerzen, die die unerträglichen Jahre in Russland verursacht hatten, mussten kuriert werden. Weißrussland schien für dieses Unterfangen nicht der richtige, aber der dennoch erwählte Ort zu sein. Aus einem Redaktions-Roadtrip, der auf drei Wochen angelegt war, wurden für den Großteil der Redaktion anderthalb Jahre. Da ich mich sofort in das Land verliebt hatte, und von allen Redaktionsmitgliedern die Pässe in einem großen, geheimen Sack aufbewahrt hatte, blieben wir alle zusammen sehr lange dort. Was wir die ganze Zeit über gemacht haben, wird sich der ein oder andere sicher fragen.
Wir haben sehr wenig gemacht. Wir haben einen Großteil der Zeit in Brest in einer kleinen, angemieteten Zwei-Zimmer-Wohnung gewohnt. Zum Ende unserer Reise haben wir in einer kalten und dunklen Ein-Zimmer-Wohnung in einem Vorort von Brest gewohnt. Obwohl alle von uns chronischen Husten und rot-gelblichen Ausschlag bekamen, blieben wir stur dort. Wir hätten eigentlich Entspannung gebraucht, bekommen haben wir Krankheit, Schmerz und Juckreiz. Doch es war unsere Entscheidung und sie war gut.
So richtig gut war sie aus jetziger Sicht nicht, da wir alle zurzeit mit unserer Gesundheit ringen, aber dennoch hat uns diese Zeit gezeigt, dass man sich auch falsch entscheiden kann. Ja, dass man sich auch manchmal falsch entscheiden sollte. Grundsätzlich sollte man sich dann doch aber richtig entscheiden. Von meiner hiesigen Warte aus, meinem Bett im Krankenhaus, das ich aufgrund meiner Lungenentzündung nicht verlassen sollte, heißt das: Nicht mehr nach Weißrussland fahren, nicht mehr in feuchten, unbeheizten und schimmligen Räumen wohnen. Nicht mehr verdorbene Fleischgerichte essen.
Aber was bedeuten nun diese Einsichten für den KREM. Christoph und ich konnten uns erstmalig richtig aussprechen. Alle bisherigen Differenzen sind zwar nicht beigelegt, aber zumindest in beidseitigem Einverständnis „in einem sehr kalten Eisschrank auf ewig eingefroren.“ Das bedeutet Frieden zwischen uns und für die Redaktion endlich wieder Arbeit.
In Deutschland also wieder angekommen, entschieden wir uns, alle gemeinsam einen Urlaub zu nehmen. Die mentalen und körperlichen Schmerzen, die die unerträglichen Jahre in Russland verursacht hatten, mussten kuriert werden. Weißrussland schien für dieses Unterfangen nicht der richtige, aber der dennoch erwählte Ort zu sein. Aus einem Redaktions-Roadtrip, der auf drei Wochen angelegt war, wurden für den Großteil der Redaktion anderthalb Jahre. Da ich mich sofort in das Land verliebt hatte, und von allen Redaktionsmitgliedern die Pässe in einem großen, geheimen Sack aufbewahrt hatte, blieben wir alle zusammen sehr lange dort. Was wir die ganze Zeit über gemacht haben, wird sich der ein oder andere sicher fragen.
Wir haben sehr wenig gemacht. Wir haben einen Großteil der Zeit in Brest in einer kleinen, angemieteten Zwei-Zimmer-Wohnung gewohnt. Zum Ende unserer Reise haben wir in einer kalten und dunklen Ein-Zimmer-Wohnung in einem Vorort von Brest gewohnt. Obwohl alle von uns chronischen Husten und rot-gelblichen Ausschlag bekamen, blieben wir stur dort. Wir hätten eigentlich Entspannung gebraucht, bekommen haben wir Krankheit, Schmerz und Juckreiz. Doch es war unsere Entscheidung und sie war gut.
So richtig gut war sie aus jetziger Sicht nicht, da wir alle zurzeit mit unserer Gesundheit ringen, aber dennoch hat uns diese Zeit gezeigt, dass man sich auch falsch entscheiden kann. Ja, dass man sich auch manchmal falsch entscheiden sollte. Grundsätzlich sollte man sich dann doch aber richtig entscheiden. Von meiner hiesigen Warte aus, meinem Bett im Krankenhaus, das ich aufgrund meiner Lungenentzündung nicht verlassen sollte, heißt das: Nicht mehr nach Weißrussland fahren, nicht mehr in feuchten, unbeheizten und schimmligen Räumen wohnen. Nicht mehr verdorbene Fleischgerichte essen.
Aber was bedeuten nun diese Einsichten für den KREM. Christoph und ich konnten uns erstmalig richtig aussprechen. Alle bisherigen Differenzen sind zwar nicht beigelegt, aber zumindest in beidseitigem Einverständnis „in einem sehr kalten Eisschrank auf ewig eingefroren.“ Das bedeutet Frieden zwischen uns und für die Redaktion endlich wieder Arbeit.
Schließen möchte ich mit einem recht heiteren Zitat von Kiter Verbel. 1970 schrieb er für das Mitteilungsblatt des Westdeutschen Schriftstellerverbandes einen Artikel, in welchem er auf die Aufgaben von Journalisten hinwies. In gewohnt seltsamen Ton heißt es da im Fazit: „Wenn der Autor in den Zug des schlechten Journalismus zugestiegen ist und er erst am Endbahnhof wieder aussteigen wird, bedeutet jeder Halt: Ein mangelhafter Artikel! Deswegen steigen gute Journalisten in ganz andere Züge ein.“
Herzlichst,
Ihr Rüdiger Fahrenschon
Kommentare
Inhaltlich fühle ich mich nicht zuständig, Ihre Frage zu beantworten!
Freundlichst
Christoph Teusche
Kommentar veröffentlichen