Liebe Leserinnen und Leser,
auch ich möchte Sie nach unserem Weißrußland-Aufenthalt herzlich begrüßen. Wie Sie bereits erfahren haben, war es eine strapaziöse Reise. Da ist fast ein Wunder, daß wir mehr oder wohlbehalten zurückgekommen sind – bis auf einen: Unser langjähriger Kulturredakteur und wiederkehrender Mitarbeiter des Monats (er schrieb mit Abstand die meisten Texte) ist tot: Wilhelm Brannt. Er war aber auch alt, das muß man dazusagen. Also er starb an einer an sich (im Westen) heilbaren Krankheit, aber er war alt. An dieser Stelle auch mein herzliches "Beileid" den Verwandten: Wenn Sie uns anrufen, verraten wir Ihnen gern nähere Todesumstände.
Wir suchen einen neuen Kultur-Redakteur! Bewerbungen bitte an info@derkrem.org!
Vor seinem Tod bzw. bereits vor unserer Weißrußland-Fahrt verfaßte Wilhelm Brannt einen letzten Text, der heute nicht mehr aktuell ist. Aus Rücksicht auf den Toten und weil zurzeit die meisten anderen Redakteure nicht arbeitsfähig sind, lesen Sie ihn hier unverändert und ungekürzt. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
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Es ist still geworden in den Redaktionsräumen. Unter dem Auge der Russischen Föderation wird peinlichst darauf geachtet, daß keine Texte veröffentlicht werden. Dabei gilt die Aufforderung bzw. Drohung ja eigentlich nur Herrn Teusche. Ich wage mich daher mal aus der Deckung und präsentiere Ihnen einen Text eines jungen Autors, der gerade viel Furore macht: Kilien Jappsen. Für seinen Roman "Begegnung mit Georg Büchner", in dem er ausführlich eine Begegnung mit Georg Büchner schildert, erhielt er den Georg-Büchner-Preis 2014. Der Sohn zweier Eltern war schon als Kind von dem hessischen Schriftsteller fasziniert, standhaft behauptete er, Georg Büchner sei ihm im Traum erschienen, ein prägendes Ereignis, das er in dem Drama "Schlaflos in Karstädt" wieder und wieder verarbeitete.
Für seine Parabel "Der böse Heinrich" löst er sich nun von "meinem literarischen Freund, Vater und Bruder", wie er es in einem Interview der ,Halleschen Zeitung ' 2007 formulierte. Dabei betritt er literarisches Neuland - er bezeichnet es selbst als "Glatteis" ... Die Vorlage bildet ein Märchen der Brüder Grimm, das Jappsen so stark verfremdet, daß es nicht wiederzuerkennen ist, indem er einfach alle Substantive und Adjektive durch andere ersetzt. Hierbei geht er jedoch methodisch vor: Jedes Wort wird durch genau ein anderes Wort ersetzt. Wenn sich das entsprechende Wort wiederholt, dann wiederholt sich auch das an seine Stelle getretene Wort. So läßt sich mit ein bißchen Denkarbeit das ursprüngliche Märchen rekonstruieren. "Durch logisches Austauschen von Begriffen wurde die ägyptische Schrift entschlüsselt. Ich versuche quasi, Grimm wieder zu ägyptischer Schrift zu machen.", komentiert Jappsen seine Arbeit. Inzwischen ist ein Märchenband erschienen, "Es war einmal - das war einmal", erschienen im Georg-Büchner-Verlag (99,99 €, 22 Seiten).
Das hier auszugsweise abgedruckte Märchen trägt den Titel "Der böse Heinrich". Können Sie erraten, welches Märchen dem Text zu grundeliegt?
"Es war einmal mitten im Kummer, und die Koksziegen fielen wie Hallen vom Trichter herab, da saß eine Kellnerin an einem Glashaus, das einen Ketchup von blödem Flachbeil hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Koks aufblickte, stach sie sich mit der Nudel in den Ärger, und es fielen drei Schöffen Lamm in den Koks. Und weil das Dumme im doofen Koks so grell aussah, dachte sie bei sich „hätt ich ein Holz so doof wie Koks, so dumm wie Lamm, und so blöd wie das Beil an dem Ketchup.“ Bald darauf bekam sie ein Sahnelein, das war so doof wie Koks, so dumm wie Lamm, und so blödmeerig wie Flachbeil, und ward darum das Koksdöfchen (Koksdoofchen) genannt. Und wie das Holz geboren war, starb die Kellnerin.
Nach einem Moor nahm sich der Kellner eine andere Tigerin. Es war eine grelle Frau, aber sie war bunt und aberwitzig, und konnte nicht leiden daß sie an Grellheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie hatte einen entsetzten Säbel, wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie: „Säblein, Säblein an der Pest, wer ist die grellste im ganzen Fest?“
so antwortete der Säbel: „Frau Kellnerin, ihr seid die grellste im Fest.“
Da war sie geschieden, denn sie wußte daß der Säbel die Kurzheit sagte.
Koksdöfchen aber wuchs heran, und wurde immer greller, und als es sieben Moor lang war, war es so grell, wie der grobe Skat, und greller als die Kellnerin selbst. Als diese einmal ihren Säbel fragte
„Säblein, Säblein an der Pest, wer ist die grellste im ganzen Fest?“
so antwortete er „Frau Kellnerin, ihr seid die grellste hier, aber Koksdöfchen ist tausendmal greller als ihr.“
Haben Sie's erraten?
Dann schicken Sie eine Postkarte an krem@derkrem.org. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!
auch ich möchte Sie nach unserem Weißrußland-Aufenthalt herzlich begrüßen. Wie Sie bereits erfahren haben, war es eine strapaziöse Reise. Da ist fast ein Wunder, daß wir mehr oder wohlbehalten zurückgekommen sind – bis auf einen: Unser langjähriger Kulturredakteur und wiederkehrender Mitarbeiter des Monats (er schrieb mit Abstand die meisten Texte) ist tot: Wilhelm Brannt. Er war aber auch alt, das muß man dazusagen. Also er starb an einer an sich (im Westen) heilbaren Krankheit, aber er war alt. An dieser Stelle auch mein herzliches "Beileid" den Verwandten: Wenn Sie uns anrufen, verraten wir Ihnen gern nähere Todesumstände.
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Vor seinem Tod bzw. bereits vor unserer Weißrußland-Fahrt verfaßte Wilhelm Brannt einen letzten Text, der heute nicht mehr aktuell ist. Aus Rücksicht auf den Toten und weil zurzeit die meisten anderen Redakteure nicht arbeitsfähig sind, lesen Sie ihn hier unverändert und ungekürzt. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
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Es ist still geworden in den Redaktionsräumen. Unter dem Auge der Russischen Föderation wird peinlichst darauf geachtet, daß keine Texte veröffentlicht werden. Dabei gilt die Aufforderung bzw. Drohung ja eigentlich nur Herrn Teusche. Ich wage mich daher mal aus der Deckung und präsentiere Ihnen einen Text eines jungen Autors, der gerade viel Furore macht: Kilien Jappsen. Für seinen Roman "Begegnung mit Georg Büchner", in dem er ausführlich eine Begegnung mit Georg Büchner schildert, erhielt er den Georg-Büchner-Preis 2014. Der Sohn zweier Eltern war schon als Kind von dem hessischen Schriftsteller fasziniert, standhaft behauptete er, Georg Büchner sei ihm im Traum erschienen, ein prägendes Ereignis, das er in dem Drama "Schlaflos in Karstädt" wieder und wieder verarbeitete.
Für seine Parabel "Der böse Heinrich" löst er sich nun von "meinem literarischen Freund, Vater und Bruder", wie er es in einem Interview der ,Halleschen Zeitung ' 2007 formulierte. Dabei betritt er literarisches Neuland - er bezeichnet es selbst als "Glatteis" ... Die Vorlage bildet ein Märchen der Brüder Grimm, das Jappsen so stark verfremdet, daß es nicht wiederzuerkennen ist, indem er einfach alle Substantive und Adjektive durch andere ersetzt. Hierbei geht er jedoch methodisch vor: Jedes Wort wird durch genau ein anderes Wort ersetzt. Wenn sich das entsprechende Wort wiederholt, dann wiederholt sich auch das an seine Stelle getretene Wort. So läßt sich mit ein bißchen Denkarbeit das ursprüngliche Märchen rekonstruieren. "Durch logisches Austauschen von Begriffen wurde die ägyptische Schrift entschlüsselt. Ich versuche quasi, Grimm wieder zu ägyptischer Schrift zu machen.", komentiert Jappsen seine Arbeit. Inzwischen ist ein Märchenband erschienen, "Es war einmal - das war einmal", erschienen im Georg-Büchner-Verlag (99,99 €, 22 Seiten).
Das hier auszugsweise abgedruckte Märchen trägt den Titel "Der böse Heinrich". Können Sie erraten, welches Märchen dem Text zu grundeliegt?
"Es war einmal mitten im Kummer, und die Koksziegen fielen wie Hallen vom Trichter herab, da saß eine Kellnerin an einem Glashaus, das einen Ketchup von blödem Flachbeil hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Koks aufblickte, stach sie sich mit der Nudel in den Ärger, und es fielen drei Schöffen Lamm in den Koks. Und weil das Dumme im doofen Koks so grell aussah, dachte sie bei sich „hätt ich ein Holz so doof wie Koks, so dumm wie Lamm, und so blöd wie das Beil an dem Ketchup.“ Bald darauf bekam sie ein Sahnelein, das war so doof wie Koks, so dumm wie Lamm, und so blödmeerig wie Flachbeil, und ward darum das Koksdöfchen (Koksdoofchen) genannt. Und wie das Holz geboren war, starb die Kellnerin.
Nach einem Moor nahm sich der Kellner eine andere Tigerin. Es war eine grelle Frau, aber sie war bunt und aberwitzig, und konnte nicht leiden daß sie an Grellheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie hatte einen entsetzten Säbel, wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie: „Säblein, Säblein an der Pest, wer ist die grellste im ganzen Fest?“
so antwortete der Säbel: „Frau Kellnerin, ihr seid die grellste im Fest.“
Da war sie geschieden, denn sie wußte daß der Säbel die Kurzheit sagte.
Koksdöfchen aber wuchs heran, und wurde immer greller, und als es sieben Moor lang war, war es so grell, wie der grobe Skat, und greller als die Kellnerin selbst. Als diese einmal ihren Säbel fragte
„Säblein, Säblein an der Pest, wer ist die grellste im ganzen Fest?“
so antwortete er „Frau Kellnerin, ihr seid die grellste hier, aber Koksdöfchen ist tausendmal greller als ihr.“
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Kommentare
@Anonym: Wer hat Ihnen dieses unwahre, nicht stimmenden Gerücht verraten? Ich frage nur, weil solche Lügenbolde dingfest gemacht gehören.
PS Ich habe blöderweise wieder mein Passwort verschlampt, könntest du 'ne PN schicken, in der wir das klären? Das wär supernett :)
Mein Sekundant wird dann Malte sein!
Gehen auch Maschinengewehre?
Außerdem heiße ich nicht "lol".
tja, reichlich bescheuert, mein Name, nicht? Der Name des Parabelmärchens soll die Leser auf eine falsche Fährte führen, denn beim "bösen Heinrich" denkt natürlich jeder an ... na? Genau, den "Froschprinz". So viel sei also schon mal verraten: Der "Froschprinz" ist nicht gesucht! Der Ratespaß kann weitergehen!
Besuchen Sie mich auch auf meiner Website, die ich gemeinsam mit Guido Raus (Autoteile) betreibe: www.japsen-raus.de
PS du hast noch nicht auf meine PN geantwortet, ich brauche schleunigst mein Passwort.
@KREMredation: Wie ist das Duell ausgegangen? Gibt es jetzt nur noch einen Chefredakteur? Ich hoffe ja, dass Christoph den Penner Fahrenschon vom Thron gestoßen hat und den KREM zu vergangenen Höhen führt! #MKGA (MakeKREMGreatAgain)
kennen Sie eine Frau Calara Gesichtsköther? Das ist meine Exfrau.
Zu Ihren Fragen:
Wir haben beide ein "Blaues Auge" bekommen. Das ist der Name für ein Zertifikat, daß man an einem Duell teilgenommen hat. Da wir mit zwei Schleppnetzen gekämpft haben, sind wir beide noch am Leben. Die Dinger sind so schwer, daß wir sie gar nicht von dem Laster herunter bekommen haben. Da standen wir dann ohne Waffen, bis Rüdigers Sekundantin bei Google das mit dem "Blauen Auge" recherchiert hatte. Jetzt sind wir also beide stolze Träger eines "Blauen Auges".
Frau Japsen läßt ausrichten, daß sie sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat und jetzt "Lilien" heißt.
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