Direkt zum Hauptbereich

Ritt ins Blau – Fünfter Teil: Das große Sabbervogel-Lexikon der Schimpfwörter

Mit diesem Buch hat der Kurt Sabbervogel Verlag den sprichwörtlichen „Vogel“ abgeschossen. Der bisher durch eher konventionelle Literatur bekannte Verlag, der alle zehn Jahre den „Großen Sabbervogel“ herausbringt, versucht jetzt, neue Leserschichten zu erreichen, indem er tief in die Gosse herabsteigt und dem Pöbel aufs Maul schaut. Passend dazu erscheint der „Schimpf-Sabber“, wie er von mir inzwischen genannt wird, auch als E-Book und online für mobile Geräte. „Wir würden es den Leuten auch auf die Pupillen tätowieren, wenn diese Technologie zur Verfügung stünde.“, witzelte Kurt Sabbervogel jun. bei der Präsentation des zwölfbändigen Werkes, aber keiner lachte, so daß er beleidigt gar nichts mehr sagte.
Nach zwanzig Minuten wurde es unruhig im Saal, also erklärte Pressesprecher Pedro Gazell die Pressekonferenz für beendet. Daher mußte ich das Buch kaufen und selber lesen. Es besticht durch die Fülle an Informationen: Wußten Sie beispielsweise, wie das Wort „Zimtzicke“ entstand? Nun, lesen Sie selbst. Neben eher alte Begriffe wie „Hansdampf in allen Gassen“ treten auch Neuschöpfungen wie „Nerd“ oder „Behindi“, nicht ohne mit einem Zeigefingersymbol von der Verwendung dieser Wörter abzuraten – so kennen, so lieben wir unseren Sabbervogel! Gerade in dem Anspruch, neueste Strömungen aufzunehmen, liegt denn aber auch der Hase im Pfeffer. Denn nach Verlagsangaben dauerte die Recherche zwanzig Jahre, damalige Modewörter wie „Vamp“ oder „Zoni“ sind aus dem kollektiven Gedächtnis beinahe verschwunden. Gerade diese Gründlichkeit sieht der Chefredakteur Kürgen Möhlmann aber als „ganz großen Pluspunkt“: „Wir treten mit dem Anspruch an, die neuen Brüder Grimm zu werden, nur eben im Bereich Schimpfwörter. Wir werden die Sabber-Grimms, die Schimpfbrüder!“, postuliert er mit leuchtenden Augen. „Sie Wichser!“, rufe ich ihm augenzwinkernd zu, um wieder zum Buch zurückzukehren. Er versteht nicht und wird böse. Mir wird klar, daß ich mich vergaloppiert habe, und ich versuche zu erkläre: „Das Buch – Wichser ist ein Schimpfwort!“ „Ach so, Sie … Sie …“ Leider fällt ihm nichts ein.
Lesen Sie dieses Buch! Es ist zwar teuer, aber wenn Sie daraus zitieren, können Sie ungestraft Schimpfwörter benutzen (auch das N-Wort).


Das große Sabbervogel-Lexikon der Schimpfwörter, Kurt Sabbervogel Verlag, 1000 Illustrationen (verschieden große Zeigefinger), 600 S., 39,95 €; Download unter www.sabbervogel.eu/schimpfe

Kommentare

Klaus Zumklaus hat gesagt…
Sagen Sie, wo kann man dieses Buch kaufen, auf der Frankfurter Buchmesse? Der angegebene Link funktioniert nicht! Und noch was: Steht da auch "Hänfling" drin?
Wilhelm Brannt hat gesagt…
Lieber Herr Zumklaus,

mit dem Internet kenne ich mich leider nicht so gut aus. Auch dieser Kommentar wird von meiner Sekretärin via Diktiergerät geschrieben. Zum Inhalt des Buches möchte ich mich nicht äußern. Sie finden das Buch in jeder seriösen Buchhandlung oder direkt beim Verlag.
Anonym hat gesagt…
XDXD

Beliebte Posts aus diesem Blog

Der Herr des Rings

Es war einmal ein Land, das war nicht von dieser Welt. Es lag im Gestern, hinter dem Schleier oder, sagen wir, zwischen Donnerstag und Freitag. Die Wesen in diesem Land waren keine Menschen, aber doch menschenähnlich, jedoch mit einer körperlichen Abweichung, in etwa von der Art wie zwei Widderhörner auf der Stirn. In diesem Land lebte auch Theuro. Theuro hatte keine Widderhörner. Seine Eltern machten sich Sorgen um ihn. Nicht nur, daß er anders aussah als die anderen, er lebte auch in einer anderen Welt – im übertragenen Sinne diesmal. Theuro gab nichts auf die zahlreichen Konventionen, er konnte nichts und niemanden ernstnehmen. „Junge, dir wird großes Unheil widerfahren“, das waren die Worte der Mutter, wenn er mal wieder die ungeschriebenen Regeln des Zusammenlebens gebrochen hatte. „Mir schwant Übles“, pflichtete ihr dann der Vater bei. Eines Tages ging Theuro sein Einhorn ausführen, da traf er am Wegesrand eine Fee. Feen waren nichts Ungewöhnliches in dem Land, in dem Theuro

Zwei Jahre DER KREM

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder! Es ist mir – davon bin ich überzeugt – eine Ehre, heute hier an meinem Computer zu sitzen und Ihnen diese Rede zu schreiben. Als technikaffiner Akademiker mit Do-it-yourself-Mentalität stehe ich dem Internet offen gegenüber. Mehr noch: Als Mensch ohne Migrationshintergrund bin ich (auch fachlich) interessiert, wie Informationsströme Grenzen überwinden und dabei soziale Prozesse auslösen. Damit nicht genug: Als besorgter Bürger mache ich mir Sorgen um unsere Sicherheit. Praktisch: Als gelernter Hubschrauberpilot kann ich Hubschrauber fliegen. Heute aber spreche ich zu Ihnen als der Techniksoziologe, der sich mit Leib und Seele der Techniksoziologie verschrieben hat. Gestatten, mein Name ist Kiter Verbel.

Die Gitarre

Am 17.02.2011 ging Walther Benarsky in Sölden zu dem Gitarrenbauer Franz Merten. Benarsky betrat den Laden, schaute sich ein wenig um, freute sich und schritt sodann zum Verkaufstresen: „Guten Tag, mein Name ist Benarsky, wir hatten telefoniert.“ Darauf der Gitarrenbauer: „Benarsky, Benarsky, genau, Benarsky! Tut mir leid, ich war gedanklich noch woanders. Genau, ich hole gleich mal ihre Gitarre, sie ist tatsächlich erst gestern Abend fertig geworden. Aber schön ist sie.“ Sodann verschwand er in einen kleinen Hinterraum. Er pfiff fröhlich die Melodie des Horst-Wessel-Liedes.