Byrood hatte sich seine
Kopfhaut ausgezogen. Er wollte „dynamisch fleischig“ daherkommen. Jetzt kam
dieses Schreiben vom Verwaltungsapparat, er sollte am Montag in die
Schyperbiusstraße kommen, hier war eine Zweigstelle des Amtes, das er aufsuchen
sollte. Er war wahnsinnig aufgeregt. Er musste ja U-Bahn fahren, um zu dem
Termin kommen zu können. Aber wie würden die Menschen in der Bahn auf seinen
komplett entblößten Kopf reagieren.
Das Wochenende war ein
Horror, er konnte nicht schlafen und nicht essen. Am Sonntag Abend las er ein
Buch mit dem Titel „Der Kopf “, dann schlief er ein.
In der Nacht wachte er
mehrfach auf, da die Frischhaltefolie, die er um seinen fleischig feuchten
Schädel gewunden hatte, immer wieder zu jucken begann. Unentwegt fragte er
sich, warum er seine Kopfhaut ausgezogen hatte, er verzweifelte. Doch genauso
oft kam es ihm wieder in den Sinn. Er wusste genau warum. Er wickelte seinen
Kopf aus, die alte Folie spülte er ab und legte sie auf einen Teller. Dann nahm
er neue, er goss etwas Sirup hinein, das fühlte sich ja so gut für ihn an. Dann
wickelte er sie wieder um den Kopf. Auch die restliche Nacht konnte er nicht
besser schlafen.
Um 7:30 stand er auf. Als
erstes glibschte er seinen Kopf, er versuchte seine Ohrlöcher vom Sirup zu
befreien, was ihm nach einiger Zeit auch gelang. Mit einer Zahnbürste machte er
feine Furchen in sein Kopffleisch, das gefiel ihm ja so gut, dann zog er sich
an. Seine Kleidung war wirklich cool. Er besaß einen Anzug, auf dem Bilder
seines Kopfes vor und nach der Enthäutung zu sehen waren. Zwischen den
verschiedenen Stadien seines Kopfzustandes waren Pfeile mit der Unterschrift: „So
häutet man sich heute.“
Nun musste Byrood zum U-Bahnhof.
Von Veit E. Mostrig (1967-2001)
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